Holocaust-Komödie von Wolfgang Murnberger
Mein bester Feind
Kann und darf man über den Holocaust eine Komödie machen? Diese Frage hat sich anhand von Filmen wie "Das Leben ist schön" oder "Mein Führer" in der Vergangenheit immer wieder gestellt. Nun legt der österreichische Regisseur Wolfgang Murnberger mit der Verwechslungskomödie "Mein bester Feind" ebenfalls eine humorvolle Annäherung an die NS-Zeit vor.
8. April 2017, 21:58
Kultur aktuell, 07.03.2011
Eine schwarze Uniform, ein zackiger Umgangston und ein neues Selbstbewusstsein. Als Hauptsturmführer kann sich Rudi (Georg Friedrich) plötzlich als Sieger fühlen. Schon zu Beginn des Films "Mein bester Feind" machen Kleider also Leute. Dass Rudi dafür Victor (Moritz Bleibtreu), seinen Kindheitsfreund und Sohn eines jüdischen Galeriebesitzers in Wien, verrät, ist für ihn keine große Sache.
Rudi landet bei der SS, Victor im KZ. Fast eine Stunde braucht der Film "Mein bester Feind", um die Karten zu mischen, doch dann überschlagen sich die Ereignisse: Nach einem Flugzeugabsturz tauschen Rudi und Viktor SS-Uniform und KZ-Kluft und damit ihre Rollen, mit fatalen Konsequenzen, denn von nun an hat Victor das Sagen.
Jude als Held
Regisseur Wolfgang Murnberger macht aus dieser Konstellation eine Tragi- und Verwechslungskomödie, angesiedelt zwischen Billy Wilder und dem "Hauptmann von Köpenick". Dabei ging es auch um eine Relativierung in der Darstellung von Juden im Film. "Ich dachte immer, dass alle Juden den Film 'Schindlers Liste' mögen", so Wolfgang Murnberger, "aber dem ist gar nicht so, vielmehr leiden viele Juden darunter, dass sie im Film immer nur als Opfer dargestellt werden. Das Anliegen von 'Mein bester Feind' ist es nun, einen Juden vor dem Hintergrund des Holocaust auch einmal einen Helden spielen zu lassen."
Harmlose Groteske
Freundschaft, Verrat, Opportunismus, der Duft der Macht und wie schnell man auch ihr Opfer werden kann, das alles vorgetragen von Figuren, die nicht nur gut und nicht nur böse sind. Mit dieser turbulenten Mischung, nimmt Regisseur Murnberger dem Stoff zwar die bleierne Schwere eines KZ-Überlebenskampfes, den Schritt in eine wirklich absurde Groteske à la Roberto Benigni wagt er aber nicht: "Man hätte das sicher noch grotesker machen können," meint Wolfgang Murnberger, "aber ich habe gefunden, dass der Humor der Geschichte umso besser wirkt, je realistischer ich diese Figuren anlege."
Fazit: "Mein bester Feind ist bei aller Ernsthaftigkeit des historischen Hintergrunds vor allem gehobenes Unterhaltungskino, das wenig Anlass für die üblichen Moraldebatten nach dem Motto "Darf man denn das" gibt.