Hindernis Ausländerfeindlichkeit

"Österreich muss um Talente werben"

Der drohende Fachkräftemangel sei nur mit gezielter Zuwanderung und Investitionen in Bildung zu lösen, sagt Antonella Mei-Pochtler, Senior Partnerin des Beratungsunternehmens Boston Consulting Group. Um Toptalente müsse sich Österreich aktiv bemühen.

Mittagsjournal, 07.03.2011

Abschreckende Grundhaltung

Österreich gehört nicht zu den begehrten Zielen von jungen, gut ausgebildeten Fachkräften in aller Welt - das habe auch mit einer gewissen Ausländerfeindlichkeit im Land zu tun, sagt Antonella Mei-Pochtler: Vor allem die höher Qualifizierten seien deshalb schwer zu bekommen.

Bedarfsplanung nötig

Doch das sollte sich ändern, denn in Zukunft sei nicht mehr die Arbeitslosigkeit das größte Problem. Künftig gehe es um die Frage, wie man den Bedarf an qualifizierten Arbeitskräften abdecken könne. Zunächst sei eine saubere Bedarfsplanung nötig: Man muss herausfinden, in welchen Bereichen in nächster Zeit Fachkräfte benötigt werden und wo diese Experten ausgebildet werden. Für diese Personen sollte die Zuwanderung erleichtert werden, rät Mei-Pochtler.

Aber Österreich müsse auch aktiv auf ausländische Fachkräfte zugehen, so wie das auch Unternehmen wie Boston Consulting tun: "Wir klappern alle Unis ab und erklären den Leuten, wieso es interessant ist, bei uns zu arbeiten. Das gleiche muss auch ein Land machen."

In Bildung investieren

Toptalente und Experten, die Österreich schon verlassen haben, müssen zurückgeholt werden: "Die Leute kommen aber nur zurück, wenn sie hier entsprechende Weiterentwicklungsmöglichkeiten haben. Dazu müssten die Universitäten geöffnet und besser ausgestattet werden. Das Geld dazu sei vorhanden, ist Unternehmensberaterin Mei-Pochtler überzeugt, die Frage sei nur, wofür es ausgegeben werde. Österreich habe die Krise gut überstanden, das Steueraufkommen sei gestiegen. Und Österreich müsste viel aggressiver in Bildung investieren und die Bildungsangebote verbessern. Davon würden Österreicher und Zuwanderer profitieren und es würde auch den Wirtschaftsstandort stärken, betont Unternehmensberaterin Antonella Mei-Pochtler.