Tochter von Frankreichs Rechtsaußen

Marine le Pen im Umfragehoch

In zwei kurz aufeinander folgenden Meinungsumfragen zur französischen Präsidentschaftswahl 2012 läge die neue Chefin der rechtsextremen Partei Front National, Marine Le Pen, im ersten Wahldurchgang vor den möglichen Kandidaten der bürgerlichen Rechten und der Sozialisten. Eine Umfrage, die in Frankreichs politischer Klasse für Aufregung sorgt.

Mittagsjournal, 08.03.2011

Werte beständig gestiegen

Man kann sich fragen, wie sinnvoll und aussagekräftig Wahlumfragen 14 Monate vor einer Wahl sind, wo noch längst nicht klar ist, wie viele und welche Kandidaten genau antreten werden, doch diese zwei letzten Befragungen bestätigen ganz klar eine Tendenz, die sich seit zwei Monaten abzeichnet: seit Marine Le Pen die Parteiführung der rechtsextremen Nationalen Front übernommen hat, sind ihr Sympathiewerte von anfangs 17 Prozent beständig gestiegen bis zu dieser letzten Umfrage, die sagt: würde IWF Chef Strauss Kahn für die Sozialisten kandidieren, bekäme Marine Le Pen im ersten Wahlgang 24 Prozent der Stimmen, Strauss Kahn 23 und der amtierende Präsident Sarkozy nur 21 Prozent und wäre für die entscheidende Stichwahl nicht mehr im Rennen.

Andere Parteien alarmiert

Das weckt für die Franzosen schmerzvolle Erinnerungen an den 21. April 2002, als damals der sozialistische Kandidat Jospin gegen Marine Le Pens Vater verlor und nicht in die Stichwahl gegen Chirac kam.

Marine Le Pen würde laut einer zweiten Umfrage ebenfalls vorne liegen, wenn die PS Vorsitzende Aubry kandidieren würde – mit 23 gegenüber jeweils 21 Prozent für Aubry und Sarkozy. Einer der potentiellen sozialistischen Kandidaten, Francois Hollande sagt: "Das ist eine Warnung, diese Umfrage zeigt klar ein Ansteigen der extremen Rechten. Wir sind herausgefordert hinsichtlich der Antworten, die wir geben müssen auf ein derartiges Zeichen der Wut, auf einen Hilfeschrei der Menschen hinsichtlich einer Situation, die sie immer schwerer ertragen können".

Punktet mit sozialen Themen

Francois Hollande spielt darauf an, dass Marine Le Pen gerade in unterprivilegierten Bevölkerungsschichten großes Gehör findet mit sozialen Themen, die sie, anders als ihr Vater früher, immer wieder in den Vordergrund rückt. Jean Francois Coppé, Vorsitzender der Präsidentenpartei UMP meint: "Dass die Nationale Front so hoch angesiedelt ist ein Zeichen dieser Periode, in der sich die Franzosen viele Fragen stellen und sehr, sehr beunruhigt sind hinsichtlich der wirtschaftlichen und der geopolitischen Krisen und der Zukunft, die ihnen Angst macht".

Gegenpart in Nöten

Inzwischen gibt es selbst im konservativen Lager immer mehr Stimmen, die sagen, die von Präsident Sarkozy betriebene Debatte über die Nationale Identität und jetzt über den Islam arbeite letztlich der Nationalen Front in die Hände , indem die bürgerliche Rechte zusehends die Thesen der Nationalen Front legitimiere. Und: Affären wie die um Bettancourt und die Krise um Außenministerin Alliot Marie spielen auch eine Rolle. Die guten Werte von Marine Le Pen erklären sich außerdem dadurch, dass Frankreichs Sozialisten ihre Leadership Frage immer noch nicht gelöst haben, erst im November einen Kandidaten küren werden und auch programmatisch keine großen Fortschritte gemacht haben.

Marine Le Pen, das ist unstrittig, hat seit Anfang des Jahres die politische Szene Frankreichs durcheinander gebracht und stellt sowohl für die Rechte als auch für die Linke mittlerweile eine ernsthafte Bedrohung dar.