Spitäler könnten leicht einsparen

Ein Fünftel zu viele Bluttransfusionen

Mehr als 20 Prozent der Bluttransfusionen in Österreichs Spitälern, also 100.000 Blutkonserven, wären nicht notwendig. Das zeigt nicht nur eine aktuelle Studie, sondern auch ein praktisches Beispiel. Im Krankenhaus Mistelbach sind innerhalb weniger Jahre sogar um 40 Prozent weniger Blutkonserven verbraucht worden - wegen klarer Empfehlungen.

Morgenjournal, 09.03.2011

Leitlinien für weniger Transfusionen

Im Krankenhaus Mistelbach gibt es klare Richtlinien für das Verabreichen von Bluttransfusionen, sagt Friedrich Marian, Leiter der Anästhesie und Intensiv-Medizin in Mistelbach: "Wir haben für alle Abteilungen unserer Krankenanstalt Empfehlungen ausgearbeitet, ab welchem Zeitpunkt Patienten Bluttransfusionen erhalten sollen." Alle Abteilungen haben an diesen Empfehlungen mitgearbeitet und alle halten sich daran, sagt er. Es stehe aber immer das Wohl des Patienten im Vordergrund. Das Ergebnis in Mistelbach nach nur fünf Jahren ist, dass "der Blutkonservenverbrauch um etwa 40 Prozent zurückgegangen ist." Das heißt von über 8.000 auf 4.500 bis 5.000 Blutkonserven pro Jahr. "Nur anhand der neuen Empfehlungen", sagt Marian.

Auf Kritik reagiert

Auslöser für diese Leitlinien war eine erste Studie, in der im Jahr 2006 der deutlich zu hohe Verbrauch an Blutkonserven nachgewiesen worden ist. Da hat das Krankenhaus Mistelbach schlecht abgeschnitten. "Wir haben gesehen, dass wir im Verbrauch relativ hoch liegen und das war für uns dann einfach das Zeichen, dass Handlungsbedarf gegeben ist", erklärt der Anästhesist Friedrich Marian. In Mistelbach werde aber nicht nur bei den drei Standardoperationen versucht, die in der Studie aufgezeigt wurden, weniger Blut zu verabreichen. "Weil alle Kollegen wohl auch gesehen haben, dass man niedrigere Hämoglobin-Werte akzeptieren kann, ohne dass man damit eine Gefährdung des Patienten verursacht", so Marian.

Österreichweit ein Fünftel einsparen

Diese blutschonende Art sollte in allen Spitälern in Österreich praktiziert werden, sagt der Leiter der Anästhesie und Intensivmedizin in Mistelbach. Manche machen es schon, andere könnten sich anschließen. Österreichweit wären zwar nicht 40 Prozent weniger Bluttransfusionen möglich wie in Mistelbach, aber die Hälfte davon. "Wenn man schon 20 Prozent reduzieren könnte, wäre das über ganz Österreich gerechnet sicher ein toller Einsparungseffekt", sagt Marian. Möglich wäre es, man müsse nur positiv daran herangehen. Für ihn ist es eine Frage der Organisation und des Willens: "Ich glaube, dass das ein Gewinn für das Gesundheitssystem in Österreich wäre."

Gewinn für den Patienten

Außerdem sagt der Anästhesist, dass jede Blutkonserve, die man nicht geben müsse, ein Gewinn für den Patienten sei. Marian meint dazu: "Das ist ja noch das charmante an der ganzen Sache. Ich spare Blutkonserven ein, verbessere die Qualität meiner Behandlung und helfe dem Spitalserhalter oder dem Gesundheitssystem, Kosten zu sparen."

System verändern

Die Finanzierung von Blutspendediensten sollte in Österreich neu geregelt werden. Das schlagen Ärzte vor und jene Studien-Autoren, die wissenschaftlich nachgewiesen haben, dass in etlichen österreichischen Spitälern zu viele Blutkonserven verabreicht werden. Ein sorgsamer und sparsamer Umgang mit Blutkonserven wäre von Vorteil für die Patienten - er brächte weniger Risiko und bessere Heilungschancen. Damit würde aber auch bei den Kosten gespart, was die qualitative Arbeit der Blutspendedienste erschweren könnte. Um die Blutqualität weiterhin gewährleisten zu können, sollte künftig nicht pro Blutkonserve, sondern ein Fixum bezahlt werde, so der Vorschlag.

Mittagsjournal, 09.03.2011

Stöger sagt nein

Gesundheitsminister Alois Stöger (SPÖ) hält offenbar nicht viel vom neuesten Vorschlag, wie künftig die Bezahlung von Blutspendediensten erfolgen könnte, nämlich über ein Fixum und nicht mehr für jede Blutkonserve. Alois Stöger drängt aber auf einen sorgsamen und sparsamen Umgang mit Bluttransfusion, wie das - laut einer aktuellen Studie - möglich wäre, aber nicht in allen Spitälern gemacht wird.

Abendjournal, 09.03.2011

Stöger zu Bluttransfusionen,