Botho-Strauß-Uraufführung an der Burg

Das blinde Geschehen

Eine Uraufführung des bekannten deutschen Dramatikers Botho Strauß am Wiener Burgtheater gibt es nicht alle Tage. Burgtheater-Direktor Matthias Hartmann hat schon mehrere erfolgreiche Uraufführungen dieses Autors an seinen früheren Wirkungsstätten herausgebracht und hat wohl auch deswegen diesmal wieder den Zuschlag bekommen.

Kulturjournal, 09.03.2011

Interview mit Matthias Hartmann

Am Freitag, 11. März 2011, ist die mit Spannung erwartete Premiere von "Das blinde Geschehen" mit einem bis in die kleinste Rolle hochkarätig besetzen Ensemble.

Mittagsjournal, 09.03.2011

Zauberspiel und Revue

Als wolle er den virtuellen Welten von Internet und Second Life, von Facebook und Partnerbörsen im world wide web den uralten Zauber des Theaters entgegensetzen und mit ihm gewinnen: Matthias Hartmann strengt sich ungeheuer an, mit den Mitteln des Zauberspiels, der Revue, der märchenhaften mythologischen Gestalten, dem Clownesken und dem Abgründigen das zu feiern, was die Kunst des Theaters und seine Einmaligkeit ausmacht.

Er findet poetische Bilder, um die Handy- und Laptopgesellschaft mit den archaischen und sinnlichen Vorzügen der Realwelt zu konfrontieren. Denn im Zentrum des neuen Bühnenwerks von Botho Strauß stehen zwei Figuren: Freya Genetrix, gleichsam das sich ständig verwandelnde Urweib, dargestellt von Dörte Lyssewski, und John Porto, der Verfechter der neuen technologischen und virtuellen Welten des Computers, den Robert Hunger-Bühler verkörpert. Rund um diese beiden Figuren gibt es ein Sammelsurium von kuriosen Gestalten, zum Beispiel im Chor von sieben Revue-Engeln, unter denen sich etwa Maria Happel, Bibiane Zeller oder Hermann Scheidleder befinden. Matthias Hartmann glaubt, dass sich die "Musik" des neuen Stücks erst durch die Arbeit mit den Schauspielern wirklich entschlüssele.

Gutes Zusammenspiel

"Das blinde Geschehen" bietet von der dicken Reporterin bis zum keifenden Ehepaar, von singenden und tanzenden Revue-Mikrophon bis zu den geheimnisvollen Riesen ein unschlagbares Theaterpersonal auf, wie etwa den livrierten Kammerdiener, dargestellt von Peter Matic.

Luigi Pirandellos "Riese vom Berge" dürfte bei "Das blinde Geschehen" ebenso Pate gestanden sein wie Shakespeares Opus magnum "Der Sturm". Und Botho Strauß dürfte dem Theaterzauberer Hartmann, gleichsam dem Prospero und Cotrone des Burgtheaters, da blind vertraut haben - und das, obwohl Hartmann und Strauß sich nicht unbedingt gut verstehen. Aber man sei "wie ein Cello und eine Geige. Wir sprechen unterschiedliche Sprachen". Und nur im Zusammenspiel zwischen "Chinese und Eskimo" könne man herausfinden, wie die Musik des Stücks klinge. Also: "Das blinde Geschehen", eine Theaterzauberfahrt, die bis zur Premiere am 11. März 2011 noch in Arbeit ist.

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