"Gipfel" soll Druck auf Ölfirmen machen
Spritpreis: Koalition gegen Steuersenkung
Der Wirtschaftsminister ruft die Mineralölfirmen zu einem Benzinpreis-Gipfel. FPÖ und BZÖ rufen nach einer sofortigen Rücknahme der jüngsten Mineralölsteuererhöhung. Doch die Koalition setzt mehr auf Vernunft und Entgegenkommen der Ölkonzerne bei der Preisgestaltung.
8. April 2017, 21:58
Morgenjournal, 11.03.2011
Steuererhöhung zurücknehmen
Für BZÖ-Obmann Josef Bucher ist völlig klar, wer an den Rekord-Treibstoffpreisen schuld ist - die Regierung. Sie müsste vor allem die letzte Mineralölsteuer zurücknehmen, außerdem eine Höchstpreisregelung einführen mit einer festgelegten Gewinnspanne für die Ölfirmen nach Luxemburger Modell.
Einnahmen zweckbinden
Auch FPÖ-Vize Norbert Hofer ruft nach einer Rücknahme der Mineralölsteuer-Erhöhung, die seit Jahresbeginn in Kraft ist und bei Diesel fünf Cent und bei Benzin vier Cent ausmacht. Und Hofer meint, dass durch die explodierenden Mehrwertsteuer-Einnahmen wegen der hohen Treibstoffpreise auch kein Budgetloch zu befürchten wäre. Diese Rekordeinnahmen wären jetzt gar nicht notwendig, meint Hofer. Außerdem sollten die Einnahmen aus der Mineralölsteuer für den Ausbau des öffentlichen Verkehrs zweckgewidmet werden.
Regierung dagegen
Die Koalitionsparteien wehren die blau-orange Forderung freilich ab. ÖVP-Finanzsprecher Günter Stummvoll: "So einfach geht's leider nicht. Es wäre absurd, jetzt von diesem Sparkurs wieder abzugehen."
Industrie soll Spitzen abfangen
Auch SPÖ-Wirtschaftssprecher Christoph Matznetter warnt davor, den Konsolidierungskurs zu gefährden: "Sehr viel Spielraum haben wir nicht". Matznetter erwartet sich vom Benzinpreis-Gipfel ein Signal der Ölmultis im Umgang mit den steigenden Rohstoffpreisen: Mit gutem Willen wäre die Industrie durchaus in der Lage, die ärgsten Preisspitzen nicht in jeder Form eins zu eins weiterzugeben.
Preismonitoring als Druckmittel
Auch ÖVP-Mann Stummvoll setzt auf sanften Druck Richtung Ölfirmen: Zwar gebe es keine amtliche Preisfestsetzung. Aber man könnte ein Preismonitoring machen, um Preisspitzen auszumachen, die vom Markt her nicht gerechtfertigt wären, so Stummvoll.
Argument für Ölausstieg
Die Grünen schließen sich in diesem Punkt an. Der stellvertretende Bundessprecher Werner Kogler: "Wenn die Gewinnspannen der Konzerne zu hoch werden, ist das Wettbewerbsrecht gefragt. Das halten wir schon für vernünftig, wenn es da eine Möglichkeit gibt." Die Mineralölsteuer wieder zu senken, wäre aber der falsche Weg, so Kogler: "Das Ausweichen ist das Wichtige. Und jeder, der behauptet, dass das Rohöl langfristig billiger wird, ist ein Scharlatan." Die Rekordpreise an den Zapfsäulen sind für den Grünen nur ein weiteres Argument für den Ausstieg aus dem Öl.
"Versuch, preissenkende Tendenzen einzuleiten"
Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner (ÖVP) im Morgenjournal-Interview am 11.03.2011 mit Cornelia Primosch
Nein zu Steuersenkung
Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner (ÖVP) weist die Kritik zurück, wonach der hohe Spritpreis hausgemacht sei. Als Hauptgründe sieht er Spekulationen und die Umbruchbewegungen in Nordafrika. Der Spritpreisgipfel soll Möglichkeiten aufzeigen, wie der Preis auf nationaler Ebene stabilisiert werden kann, ein Senken der Mineralölsteuer unterstützt Mitterlehner jedoch nicht.
Mittagsjournal, 11.03.2011
Die Autofahrer-Clubs wünschen sich noch mehr Transparenz bei den Preisen,