Mehrere Schlüsselbranchen stark betroffen

Tokioter Börse um sechs Prozent eingebrochen

Trotz des Unglücks versucht man in Japan einen Hauch von Normalität zu wahren, so läuft etwa der Börsenhandel in Tokyo wie gewohnt. Wegen des Erdbebens und der drohenden Nuklearkatastrophe ist es aber zu großen Börsenverlusten in Tokio gekommen. Kernbereiche der japanischen Wirtschaft sind durch die Katastrophen betroffen.

Morgenjournal, 14.03.2011

Nikkei dramatisch gesunken

Der Tokioter Leitindex Nikkei ist um sechs Prozent eingebrochen und unter die Marke von 10.000 Punkten gefallen. Die japanische Zentralbank will als Notmaßnahme zur Beruhigung der Finanzmärkte umgerechnet 130 Milliarden Euro zur Verfügung stellen. Die europäischen Börsen haben noch nicht geöffnet, aber bereits am Freitag hat die Katastrophe in Japan für deutliche Kursverluste an Europas Finanzplätzen gesorgt.

Toyota und Nissan: Produktion eingestellt

Aber auch abseits der Börsenkurse sind die Auswirkungen von Erdbeben und drohender Nuklearkatastrophe auf Japans Wirtschaft verheerend. Es sind mehrere Schlüsselbranchen der japanischen Wirtschaft stark betroffen, so etwa die Automobilindustrie, Hersteller wie Toyota oder Nissan mussten ihre Produktion bereits einstellen. Da die Infrastruktur weitgehend zerstört ist und Benzin, Kerosin und Strom knapp werden, drohen auch in vielen anderen Wirtschaftsbereichen Produktionsausfälle.

Staatsverschuldung wird dramatisch steigen

Experten halten daher eine nachhaltige Rezession, also ein Schrumpfen der japanischen Wirtschaft, für möglich. Zudem dürfte auch die japanische Staatsverschuldung, die bereits jetzt über 200 Prozent des Bruttoinlandsprodukts beträgt, noch weiter steigen. Und da Japan ein wichtiger Handelspartner für viele Länder ist und auch zahlreiche internationale Großkonzerne in Japan präsent sind, sind auch Auswirkungen auf die Weltwirtschaft denkbar.

Folgen eines möglichen Supergaus unabsehbar

Der Analyst Ingo Jungwirth von der Raiffeisenbank International sagt, die eigentliche Gefahr für die japanische aber auch die Weltwirtschaft sei nicht das Erdbeben, sondern der drohende nukleare Supergau: "Mit den Folgen der reinen Naturkatastrophen haben wir gute Erfahrungswerte. Da dürfte das Ausmaß ungefähr ein bis zwei Prozent des japanischen Bruttoinlandsproduktes betragen. Anders ist es bei der Freisetzung der Radioaktivität. Hier geht es um irreparable Schäden und die sind dramatisch für die Weltwirtschaft."

Wiederaufbautätigkeit könnte Wirtschaft anheizen

Martin Glatz, österreichischer Wirtschaftsdelegierter in Tokio, bewahrt trotz der Katastrophe noch Optimismus. Zwar werde die japanische Wirtschaft massiv in Mitleidenschaft gezogen, aber: "Die Wiederaufbautätigkeit nach dem Erdbeben und dem Tsunami könnte die Wirtschaft kurzfristig anheizen."
So habe auch nach dem schweren Erdbeben in Kobe 1995 die rege Wiederaufbautätigkeit die Wirtschaft angekurbelt.