Ein zauberhaftes Hobby

Magischer Clemens Setz

Die totale Begeisterung und die totale Enttäuschung seien ganz nah beieinander, sagt Clemens Setz. "In dem Spannungsfeld bewegt sich meistens der Zuschauer und der Performer von Magie."

Beginn mit Zauberkasten

Der österreichische Autor Clemens J. Setz wurde vergangene Woche für seinen Erzählband "Die Liebe zur Zeit des Mahlstädter Kindes" mit dem Belletristik-Preis der Leipziger Buchmesse ausgezeichnet. Mystisch und magisch geht es mitunter in seinen Geschichten zu.

Die Magie und das Zaubern faszinieren Clemens Setz schon lange: "Schon als Kind habe ich so einen Zauberkasten gehabt. Ich wollte immer verstehen, wie's funktioniert. Eigentlich geht's ja darum: wie geht das? Andererseits hat man Scheu, das wirklich zu erfahren. Wenn man's erklärt bekommt, ist die Welt plötzlich einfach, erklärbar, grau und langweilig."

Das Kind im Mann

Für seinen ersten Roman "Söhne und Planeten" war der damals 25-jährige Clemens Setz 2007 auf der Shortlist des Aspektepreises für das beste deutschsprachige Debüt, 2008 nahm er beim Wettlesen um den Bachmannpreis teil und gewann mit seinem Text den Ernst-Willner-Preis.

2009 schaffte er es mit seinem Roman "Die Frequenzen" auf die Shortlist für den deutschen Buchpreis. Und heuer gewann er für seinen Erzählband den Leipziger Buchpreis. Für viele ist das schon Zauberei, Clemens Setz zaubert aber lieber zwischendurch.

"Es ist etwas, was mich selbst kindlich und kindisch macht", meint Setz. "Es ist ja nur ein Hobby, und mich als Zauberer zu bezeichnen, ist eigentlich falsch. Ich mache Zaubertricks, bin aber kein Bühnenmagier oder sowas."

Die magische Formel

Clemens Setz zaubert für den Privatgebrauch. Er lässt kleine Dinge verschwinden oder verbiegt Löffel. Auch eine hilfreiche magische Formel hat er sich zurechtgelegt:

"Ich sag immer: Schau, schau genau hin, schau! Das sage ich sehr oft. Das ist ja auch das, was Prosa sagt: Schau hin, schau her, schau genau hin, dieses Detail ist dafür da. So wie Richard Ford gesagt hat, was ein Roman ständig flüstert, ist 'pay attention! Pay attention!'. In gewisser Weise sind die zwei Diskurse verwandt."

Die Menschen studieren

Was Clemens Setz wirklich gern zaubern könnte: "Ich würde gern wirklich gute Hypnosetricks machen können. Die sind oft sehr komplex und brauchen auch ein besonderes Training in Bühnenpräsenz und Suggestion. Das ist eine wirklich großartige Kunst, die auch nur wenige wirklich gut können."

Für alle, die selbst magische Fähigkeiten verspüren und gerne zaubern möchten, hält Schriftsteller Clemens Setz einige wertvolle Tipps bereit: "Einfach auch ein Student der Menschen zu sein, also ihre Verhaltensweisen, worüber sie sich freuen, was sie von jemandem erwarten - das muss einen schon interessieren. Dann natürlich Geschick (...) und man muss auch ein Ästhet sein. Es gibt keinen Platz für hässliche und plumpe Tricks. Das ist ein Widerspruch in sich."