Verspricht Lösung für Flüchtlingsnotstand

Lampedusa: Berlusconi greift ein

Die nur 20 Quadratkilometer große Insel Lampedusa ist mittlerweile in ganz Europa ein Begriff. Zum Leidwesen der Einwohner nicht wegen ihrer Strände, sondern wegen der tausenden Flüchtlinge, die seit Beginn der Unruhen in Nordafrika dort gestrandet sind. Jetzt hat sich Italiens Premier Berlusconi direkt für eine Lösung des Problems eingesetzt und ist auf die Insel gereist.

Nachdem weder Italien noch Europa etwas unternommen haben ist die Lage in Lampedusa völlig unakzeptabel geworden. Mehr als 6.000 Flüchtlinge haben sich auf der Insel befunden. Nach massiven Protesten der Bevölkerung hat Rom jetzt die Notbremse gezogen. Gleich verbunden mit einem eigenen PR-Feldzug von Silvio Berlusconi.

Morgenjournal, 31.03.2011

Reportage aus Lampedusa,

Friedensnobelpreis eingefordert

Rund hundert Einwohner von Lampedusa stehen vor dem Gebäude das eigentlich das Archäologische Museum sein soll. Doch auch hier sind Flüchtlinge untergebracht. Die wenigen Frauen die die Flucht übers Meer gewagt haben und die Kinder. Hier am Vorplatz findet eine Bürgerversammlung statt. Die hohe Politik hat sich angesagt.

Paulo di Benedetto, er ist wie die meisten anderen hier im Tourismus tätig, hat eine klare Vorstellung was passieren soll. Auf einem Schild das er mitgebracht hat steht es drauf: Den Friedensnobelpreis soll es für Lampedusa geben: "Wir haben uns wahrlich den Friedensnobelpreis verdient. Denn diese kleine Gemeinde hat großes geleistet. Sie ist ein Vorbild für Europa".

20.000 sind genug

Großes geleistet hat man hier tatsächlich. Mehr als 20.000 Bootsflüchtlinge fast ausschließlich aus Tunesien sind ohne großes Murren aufgenommen worden. Doch jetzt fühlt man sich im Stich gelassen. Nicht nur von der Regierung in Rom sondern auch vom Rest Europas. Man sei hier ein Vorposten und könne nicht die ganze Last tragen heißt es immer wieder.

Flüchtlinge verweisen auf ihr Schicksal

Mittlerweile gleichen Teile der Insel einem afrikanischem Flüchtlingscamp. Unter Planen oder gleich unter freiem Himmel schlafen die Männer die die oft gefährliche Fahrt gewagt haben. Auch sie sind verzweifelt. Auf der Suche nach eine Zukunft. So wie Ramsi. Er ist 33, aus Tunis und hat studiert: "Eigentlich sollte ich als Lehrer arbeiten. Aber ich habe keine Chance. Viele haben ein Diplom – aber sie finden keine Arbeit".

Natürlich versteht er auch die Ängste der Europäer sagt er. Aber auch die Tunesier hätten zehntausende Flüchtlinge aus Libyen aufgenommen ohne zu murren. Und Tunesien sei ja wohl viel ärmer als Italien.

Neo-Hausbesitzer Berlusconi schreitet ein

Zurück zur Bürgerversammlung. Da ist mittlerweile der Stargast des Tages eingetroffen. Silvio Berlusconi. Und wie so oft. Jene die vorher am Meisten über ihn geschimpft haben, jubeln jetzt am Lautesten. Denn natürlich lässt sich Silvio die Chance nicht entgehen hier zu punkten: "Ich habe ein wunderbares Haus hier gefunden. Direkt am Strand bei der Costa Francese – und ich habe es gekauft".

Das hat ihn zwar eineinhalb Millionen Euro gekostet – aber in der Welt von Silvio Berlusconi kommt das aus der Portokasse. Außerdem, so hat er angekündigt, werden in gut zwei Tagen keine Flüchtlinge mehr auf der Insel sein.

Auffanglager und Rückführungsabkommen

Tatsächlich fahren die ersten Fähren vor noch während der Ministerpräsident spricht. Noch sind die Auffanglager am Festland nicht fertig – und so müssen sie halt ein paar Tage im Kreis fahren. Oder es geht gleich direkt nach Tunesien. Doch darüber spricht hier niemand von den Offiziellen – denn man will keinen Aufstand unter den Flüchtlingen riskieren. Außerdem ist das Rückführungsabkommen mit Tunesien noch nicht unter Dach und Fach.

Und auch Paulo di Benedetto der den Friedensnobelpreis für Lampedusa fordert kann zufrieden sein. Denn diesen Vorschlag einzureichen, das will auch Silvio Berlusconi beim nächsten Ministerrat beschließen.