Für und Wider
Kohlenhydrate reduzieren
Diaetologinnen und Diaetologen halten bis morgen in Wien ihren jährlichen Ernährungskongress ab. Thema dabei sind unter anderem Kohlenhydrate - wie viel oder wie wenig beim Abnehmen sinnvoll sind.
8. April 2017, 21:58
Um Gewicht zu verlieren, streichen manche Diäten die Kohlenhydrate - reduzieren Brot, Kartoffeln, Nudeln auf ein Minimum - die Empfehlungen für dieses Minimum schwanken, schildert die Diaetologin Elisabeth Pail von der Fachhochschule Joanneum in Bad Gleichenberg.
"Wir haben es bei den Kohlehydrat armen Kostformen mit Ernährungsformen zu tun, die zwischen fünf Prozent, der täglichen Energiemenge an Kohlenhydraten, bis hin zu 30 Prozent reichen. Hier ist zu sagen, dass diese Kostformen mit den sehr niedrigen Anteil an Kohlehydraten, auch ketogene Kostformen genannt, grundsätzlich nicht zu empfehlen sind. Wenn Patienten diese Ernährungsform ausführen, dann nur unter ärztlicher oder diätologischer Anleitung und nur über eine begrenzten Zeitraum von zwölf Wochen.
Nicht zu empfehlen deshalb, so die Diaetologin Pail, da meist Kohlenhydrate durch tierisches Eiweiß ersetzt werden. "Was natürlich aus sehr viele negative Begleitstoffe mit sich bringt, wie zum Beispiel Cholesterin oder Purine, was dann auch ernährungsbedingt Erkrankungen wie Gicht aber auch die Blutfette begünstigen kann und damit auch ein erhöhtes Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen darstellt."
Internationale Empfehlungen für Kohlenhydrate
Die Weltgesundheitsorganisation WHO empfiehlt zum Beispiel 55 Prozent der täglichen Energiemenge aus Kohlenhydraten zu decken; in den gemeinsamen Richtwerten der deutschen, österreichischen und Schweizer Gesellschaften für Ernährung (D-A-CH-Referenzwerte) nehmen Kartoffel- und Getreideprodukte zumindest 50 Prozent ein.
Das österreichische Gesundheitsministerium rät, pro Tag vier Portionen Getreide, Brot, Nudeln, Reis oder Kartoffeln zu essen. Die Österreichische Gesellschaft für Ernährung gibt als Richtwert an, dass mindestens die Hälfte der täglichen Energiezufuhr für eine ausgewogene Mischkost in Form von Kohlenhydraten zugeführt werden soll. Und die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt schlichtweg "reichlich Getreideprodukte und Kartoffeln".
Für wen ist dann kohlenhydratarme Ernährung sinnvoll?
Dazu der deutsche Diaetologe Helmut Nussbaumer: "Profitieren tun vor allem Menschen mit Typ 2 Diabetes, die bei sehr hohen Kohlehydrataufnahmen und mangelnder Bewegung mit einem Blutzuckerüberschuss reagieren."
Für alle anderen, die abnehmen wollen, sei eine streng kohlenhydratarme Diät kurzfristig zwar wirksam, doch warnt der Ernährungsberater vor dem Jojo-Effekt; besser sei eine langfristige Umstellung, bei der abends an Kartoffeln, Brot, etc. ein bisschen gespart wird. Das falle seiner Erfahrung nach Männern leichter als Frauen; das liege vermutlich nicht an einem genderspezifischen Stoffwechsel oder an Hormonen, sondern an individuellen Vorlieben, so Helmut Nussbaumer.
Und Elisabeth Pail betont: nicht auf eigene Faust abnehmen, sondern begleitet von Profis - und zwar von Profis aus unterschiedlichen Bereichen wie Diaetologie, Medizin und Fitness.
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Diätologen
FH Joanneum - Elisabeth Pail