Die Stadt Wien als Ökosystem

8. April 2017, 21:58

Wienerwald, Weinbau und Weberknecht: Wer bei Stadt an leblosen Beton denkt, hat weit gefehlt:

"Wenn man bedenkt, dass in Wien auf einer Fläche von einem halben Prozent der Landesfläche von Österreich weitaus mehr als die Hälfte aller Pflanzen- und Tierarten, die es in Österreich gibt, vorkommen, mehr als 60 Prozent, dann ist das schon sehr erstaunlich", so der Biologe Roland Berger, der das Buch " Ökosystem Wien " herausgegeben hat.

Städtespezialisten im Pflanzen- und Tierreich

Städte sind nicht lebensfeindlich, meint auch Erhard Christian, Zoologe an der Wiener Universität für Bodenkultur, im Gegenteil: "Es gibt also sehr wohl Stadtspezialisten, sowohl unter den Pflanzen, wie auch bei den Tieren."

So kommen beispielsweise manche wärmeliebenden Insekten u Spinnen in der trocken-heißen Stadt eher zurecht als im Umland, hier sei die Sandbiene genannt, und das Nahrungsangebot der Stadt lockt manche Tiere gerade im Winter an - wie Saatkrähen oder Lachmöwen; und eine Tierart ist gar ausschließlich Wien-spezifisch: ein Springschwanz, nicht einmal einen halben Millimeter winzig,, der in den Katakomben des Stephansdoms haust.

Die Klimazonen Wiens

Übrigens zähle man in Wien mehr Gefäßpflanzen-Arten als auf der Insel Kreta - in absoluten Zahlen: 2.200, so der Zoologe Erhard Christian. Das Besondere an Wien: hier treffen verschiedene Klimazonen aufeinander, so der Mitherausgeber, der Biologe Friedrich Ehrendorfer:

"Etwa entlang des Alpenostrandes, da kommen viele Arten, die in höheren Lagen, wie auf der Rax oder am Schneeberg, vorkommen auch in tieferen Lagen vor. Auf der andern Seite haben wir hier auch einen illyrischen Einfluss, vom Süden her. Und dann haben wir natürlich im nördlichen Bereich, die Einflüsse, die mehr borealer Natur sind."

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