Chemie und die Erhaltung von Naturräumen

Gefährdete Salzlacken

Anlässlich des internationalen Jahres der Chemie beantworten Expertinnen und Experten der Fakultät für Chemie an der Universität Wien Fragen zur Chemie. Heute: Regina Krachler zur Frage, was ist einzigartig an den Salzlacken im burgenländischen Seewinkel?

"Die Seewinkellacken sind kleine, flache Sodaseen. Sie sind über 100.000 Jahre alt und Soda ist eigentlich ein Bodenschatz im Seewinkel. In früheren Zeiten hat man das Soda an den Lacken gewonnen. Das blüht, wie man sagt, an den Lackenrändern aus, da liegen dann dicke Schichten, 20 Zentimeter dicke Schichte, dieses weißen, sehr leichten, lockeren, Salzes. Das hat man früher zusammengekehrt und für die Seifenherstellung verkauft. Wir haben die Chemie der Seewinkellacken untersucht und festgestellt, dass das Lebenselixier der Lacken ihre Salze sind und die gehen ständig verloren. Die werden durch den Wind ausgeblasen oder durch den Regen ausgespült und müssen daher ständig ersetzt werden, immer wieder erneuert werden. Diese Nachlieferung von Salzen erfolgt aus dem Grundwasser. Das Grundwasser im Seewinkel ist kein normales Grundwasser, sondern ein wertvolles Mineralwasser. Nun ist es aber so, dass heute das Grundwasser im Seewinkel künstlich abgesenkt wird, durch Pumpwerke, durch ein Netz von Entwässerungsgräben. Dadurch geht der Kontakt der Lacken mit dem Grundwasser nach und nach verloren und dadurch auch die ökologische Stabilität."

Wissen aktuell: Was kann die Chemie zur Renaturierung und Erhaltung der Salzlacken tun?

"Wir haben hier ein Forschungsprojekt gehabt und haben auf eine Lacke, die schon vollkommen verlandet war, die Salze Soda und Klaubersalz aufgebracht, um zu zeigen, dass es auf die Salze ankommt. Die Lacke hat wunderbar reagiert, es ist wieder Wasser da gewesen, es sind wieder Organismen dagewesen, die Natur hat sich regeneriert. Aber das ist nicht von langer Dauer, nach einigen Jahren wird diese renaturierte Lacke von selbst wieder dem sogenannten Lackensterben anheimfallen, weil der Kontakt zum Grundwasser nicht vorhanden ist. Wir würden empfehlen, dass das Grundwasser wieder in seinen ursprünglichen Zustand zurückgeführt wird, oder zumindest in einen naturnahen Zustand. Damit würden sich die noch vorhandenen Seeewinkellacken regenerieren, von selbst. Und es würde dieser einzigartige Naturraum für zukünftige Generationen erhalten bleiben", sagt Regina Krachler von der Fakultät für Chemie der Uni Wien.

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Universität Wien - Fakultät für Chemie