Gewalt auch in Damaskus

Syrien: Proteste weiten sich aus

In Syrien geht das Regime weiter mit aller Härte gegen Demonstranten vor: vor vier Wochen haben die Proteste in der südlichen Stadt Deraa begonnen, haben ein halbes Dutzend weitere Städte erreicht, jetzt ist es zum ersten Mal in der Hauptstadt Damaskus zu Gewalt gekommen.

Abendjournal, 11.04.2011

Mehrere hundert für Freiheit und Demokratie protestierende Studenten sind in Damaskus von Beamten in Zivil angegriffen worden. In der Hafenstadt Baniyas, wo es am Wochenende blutige Zusammenstöße gegeben hat, herrscht heute Ruhe. Armeepanzer haben die Stadt umzingelt. Tausende sollen an Trauerkundgebungen für vier tote Demonstranten teilgenommen haben.

Aus fahrenden Autos geschossen

"Lieber sterben als gedemütigt werden" sollen die Trauerenden in Baniyas gerufen haben. Die Bewohner der syrischen Mittelmeerstadt haben gestern Terror erlebt. Laut Augenzeugen haben Maskierte Männer aus fahrenden Autos auf Demonstrierende geschossen. Neben vier Zivilisten sind laut Berichten staatlicher Medien auch neun Soldaten ums Leben gekommen.

Im Auftrag Assads

Al Jazeera zitiert Aktivisten, die erklären, die bewaffneten Männer seien Leute aus dem Sicherheitsapparat, der im Auftrag des Regimes von Präsident Al Assad mit zunehmender Härte gegen die Proteste in immer mehr syrischen Städten vorgeht. In Baniyas sollen die Bewaffneten auf Soldaten geschossen haben, die Leute in einer Moschee bewachten. Die Version des Staats-Fernsehen lautet dagegen: die Soldaten seien von Unbekannten in einen Hinterhalt gelockt worden.

Schwer verifizierbar

All das ist nicht verifizierbar, weil die 40.000 Einwohnerstadt Baniyas von der Außenwelt abgeschnitten ist. Es gibt keinen Strom, Internet und Telefon funktionieren nicht. Darüber hinaus hat die syrische Regierung in den vergangenen Wochen der wachsenden Proteste jede unabhängige Berichterstattung nach und nach abgedreht. Dass mehr als ein Dutzend Armeepanzer derzeit alle Zufahrten zu Baniyas abriegeln, ist für die Bewohner (laut Al Jazeera) auch beruhigend - sie fürchten die bewaffneten Banden mehr.

Einige Verhaftungen

Bei dem Studentenprotest in der Hauptstadt Damaskus sollen mehrere Teilnehmer von Sicherheitsbeamten geprügelt und einige verhaftet worden sein. Auf einem Handyvideo im Internet rufen die Studenten auf dem Campus der Universität die vielen verschiedenen konfessionelle und ethnischen Gruppen Syriens zur Einheit auf.