Porträt von Michael Spindelegger
Von NÖ über EU an ÖVP-Spitze
Der neue - vorerst noch "geschäftsführende" - ÖVP-Chef Michael Spindelegger stammt aus Niederösterreich, hat seine politischen Wurzeln im ÖVP-Arbeitnehmerbund ÖAAB und eine Abgeordneten-Laufbahn in Nationalrat und EU-Parlament hinter sich. Seit drei Jahren Außenminister übernimmt er nun den ÖVP-Vorsitz von Josef Pröll.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 14.04.2011
Niederösterreichische Wurzeln
Michael Spindelegger (51), Wohnort Hinterbrühl, knapp 20 Kilometer von Wien. Schon sein Vater war ÖVP-Politiker: Erich Spindelegger, mehrere Amtsperioden lang Bürgermeister von Hinterbrühl, Nationalratsabgeordneter, Bundesrat in den 60er- und 70er Jahren - und Bundesbahn-Oberinspektor.
CV-Mitglied
Michael Spindelegger macht in Mödling die AHS-Matura und in Wien, 23jährig, das Jus-Doktorat, wird Reserveoffizier und tritt in seiner Studienzeit der Verbindung Norica im Österreichischen Cartellverband bei. Spindelegger ist kurze Zeit als Assistent am Institut für Strafrecht tätig, tritt dann in den Dienst des Landes Niederösterreich, ist auch an zwei Bezirkshauptmannschaften stationiert.
Zwischenstation Bankmanager
Mit 27 wird er Büroleiter des damaligen Verteidigungsministers Robert Lichal, beginnt mit 30 ein dreijähriges Trainee-Programm bei der Industriellenvereinigung, wird an Alcatel, Siemens und Verbund ausgeliehen. Dann ist er Mitglied des Vorstandssekretariates bei der Girocredit.
Politaufstieg im ÖAAB
In dieser Zeit, man schreibt 1989, beginnt Michael Spindelegger seine politische Tätigkeit: Als Europareferent in der Bundesleitung der ÖVP-Arbeitnehmerorganisation ÖAAB wird er 1991, also mit 31 Jahren, Bundesobmann-Stellvertreter des ÖAAB, was er auch 18 Jahre lang bleiben sollte, bis er 2009 zum Obmann "upgegradet" wurde.
Nationalrat und EU-Parlament
Doch zurück in die Neunziger Jahre des ÖVP-Politikers Michael Spindelegger: Mit 33 wird er Nationalratsabgeordneter und bleibt dort - unterbrochen von zwei Jahren EU-Parlament, Österreich war ja gerade beigetreten - bis zu seiner Berufung zum Außenminister, im Dezember 2008. In Spindeleggers Parlamentstätigkeit am Wiener Ring fallen sechs Jahre Tätigkeit als stellvertretender Klubobmann und zwei Jahre als Zweiter Nationalratspräsident.
Michael Spindelegger inhaltlich
Er bezeichnet sich als bekennender und aktiver Christdemokrat. Außenpolitik und Fragen der sozialen Gerechtigkeit hat er einmal in einem Interview als persönlich wichtige Themen angegeben. Im Vorjahr hat er öffentlich festgestellt, dass Österreich bis 2030 rund 100.000 Zuwanderer braucht.
Politische Positionierungen
Die gemeinsame Schule aller zehn- bis vierzehnjährigen hält Spindelegger - Stand Mai 2010 für "falsch", in Sachen Wehrpflicht sagte er vor kurzem, er glaube nicht, dass die Antwort auf die Bedrohungen ein Berufsheer sein könne, aber es werde diskutiert.
Vor zwei Jahren hat Spindelegger, damals in seiner Funktion als Außenminister, den Dritten Nationalratspräsidenten Martin Graf (FPÖ) zum Rücktritt aufgefordert, weil Graf den Präsidenten der Israelitischen Kultusgemeinde, Ariel Muzicant, in Frageform mit dem Begriff "Ziehvater des antifaschistischen Linksterrorismus" in Verbindung gebracht hatte.
Michael Spindelegger privat
Er ist mit einer aus Vorarlberg stammenden Handelswissenschaftlerin verheiratet: Margit Spindelegger arbeitet im Rechnungshof, sie hat viele Jahre beim Europäischen Rechnungshof in Luxemburg gearbeitet, eine Zeit, in der der Ehemann regelmäßig zu ihr pendelte. Das Ehepaar hat zwei Söhne im Alter von 11 bzw. 9 Jahren. Als Hobbies gibt Michael Spindelegger Tennis, Schifahren und Literatur an.
15. Obmann der ÖVP
Michael Spindelegger wird nach Josef Pröll der 15. Parteichef der Volkspartei seit 1945. An der ÖVP-Spitze stand als erster für einige Monate Leopold Kunschak, der später Nationalratspräsident wurde. Ihm folgten Leopold Figl (1945-1952), Julius Raab (1952-1960), Alfons Gorbach (1960-1963), Josef Klaus (1963-1970) und Hermann Withalm (1970-1971). 1971 übernahm Karl Schleinzer die Parteiführung. Dieser verunglückte allerdings im Sommer 1975 und die ÖVP bestellte Josef Taus, der schon 1971 im Gespräch war, zum neuen Obmann. Nach verlorenen Wahlen in den Jahren 1975 und 1979 stellte sich Taus nicht mehr der Wiederkandidatur. Ihm folgte Alois Mock. Er wurde 1989 von Josef Riegler abgelöst, dessen Nachfolger war Erhard Busek. 1995 übernahm Rekordhalter Schüssel, er wurde erst 2007 von Molterer abgelöst.