Für Rettung von Juden in der Nazi-Zeit
"Die Gerechten" - 88 Österreicher geehrt
Auf der Wiener Ringstraße sind ab sofort die Namen von 88 Österreicherinnen und Österreichern zu sehen, die während der Nazi-Zeit Jüdinnen und Juden das Leben gerettet oder es zumindest versucht haben. Die Nachkommen dieser Frauen und Männer haben das von Schülern und Lehrern gestaltete Projekt "Allee der Gerechten" eröffnet.
8. April 2017, 21:58
Ehrentitel von Israel eingeführt
Die 88 geehrten Österreicherinnen und Österreicher dürfen sich mit ausdrücklicher Genehmigung des Staates Israel und der Gedenkstätte Yad Vashem "Die Gerechten" nennen. Zu den deutschen "Gerechten" zählt beispielsweise Oskar Schindler, dessen verfilmte Geschichte weltbekannt ist.
"Ohne Ansehen der eigenen Gefahr"
Der Pfarrer Balthasar Linsinger ist einer der österreichischen "Gerechten". Angelica Bäumer erzählt, dass sie und ihre Familie monatelang von dem Pfarrer versteckt wurden. "Es gab einfach Menschen wie Linsinger und viele andere auch, die gerettet haben ohne Ansehen ihrer eigenen Gefahr", erinnert sich Bäumer.
Ähnlich die Geschichte von Lucia Heilman. Reinhold Duschka, ein Freund der Familie, hat sie in seiner Werkstatt versteckt. Damals musste sie sich Tag und Nacht in der Werkstatt verstecken. "Für ein Kind mit dem natürlichen Bewegungsdrang eine Katastrophe, aber wir verdanken ihm unser Leben", erzählt Lucia Heilman.
Vater von Caspar Einem einer der "Gerechten"
Auch der Musiker Gottfried von Einem ist einer der "Gerechten". Er hat einen jüdischen Musiker gerettet. "Mein Vater war tollkühn", sagt sein Sohn, der ehemalige Innenminister, Caspar Einem.
Einer der ersten Schritte seines Vater war es dem jungen Musiker den Zugang zur deutschen Oper in Berlin zu verschaffen, indem er ihm seinen eigenen Ausweis gegeben hat, so Einem. "Er selbst war bekannt genug beim Portier, dass er ohne Ausweis rein konnte. Blanker Wahnsinn, wenn man weiß, welches Risiko damit verbunden ist", erzählt Einem.
"Ganz klar lebensgefährlich"
"Auch meine Eltern waren sich des Risikos nicht bewusst", sagt der Journalist Peter Michael Lingens. Lingens' Eltern haben erst ein Mädchen versteckt haben, später waren es dutzende Leute. Ab einem bestimmten Moment sei es ganz klar lebensgefährlich gewesen, aber daran hätten seine Eltern nicht gedacht, wie sie sich darauf eingelassen haben, so Lingens.
Die "Allee der Gerechten" ist im Rahmen des Projektes "A Letter to the Stars" bis zum fünften Mai entlang des Wiener Rings zu sehen.