Experten fordern Prävention in Volksschule
Alkohol-Trinker immer jünger
An der Grazer Uniklinik etwa wurden im letzten Jahr 260 Jugendliche eingeliefert, zwei Drittel mehr als vor zehn Jahren. Österreichweite Zahlen gibt es nicht. Experten fordern, dass Kinder schon viel früher über die Gefahren von Alkohol aufgeklärt werden sollen. Denn die Trinker werden immer jünger.
8. April 2017, 21:58
Morgenjournal, 10.05.2011
Johannes Schwitzer
Prävention viel früher ansetzen
Vor 20 Jahren haben Jugendliche mit 15 ihre ersten Erfahrungen mit Alkohol gemacht, heute beginnt das schon mit elf oder zwölf Jahren, sagt Suchtexperte Michael Musalek vom Anton-Proksch-Institut in Wien. "Das heißt, wir brauchen präventive Maßnahmen schon in der Volksschule", so Musalek.
Nach jedem Fall kocht die Diskussion wieder hoch, ohne dass am Ende Gegenmaßnahmen gesetzt werden, beklagt Christoph Lagemann vom Institut für Suchtprävention in Linz. Es fehle eine gesellschaftliche Diskussion zu diesem Thema, die Vorbereitung durch Gespräche im Elternhaus, aber auch durch Präventionsstellen, die zu wenig Geld hätten. Viele Jugendliche wüssten bei ihrem ersten Rausch nicht wie Alkohol wirkt, nämlich, dass der Rausch sich nicht parallel zur Trinkmenge entwickelt, sondern ein bisschen später kommt.
Besserung durch neues Gesetz?
Verbote helfen offenbar wenig. Jugendliche und selbst Kinder kommen leicht an Alkohol, sie haben heute auch mehr Geld zur Verfügung. Im Wirtschaftsministerium, das für den Jugendschutz zuständig ist, erhofft man sich durch ein einheitliches Jugendschutzgesetz dennoch Besserung. Im Juni soll es eine Einigung geben.
Problembewusstsein schaffen
Das Gesundheitsministerium hat vor wenigen Wochen eine neue Kampagne mit dem Namen "echt cool" gestartet. An alle Schüler der vierten Klasse Volksschule wurde Infomaterial über die Gefahren von Alkohol zugeschickt. Nur bei den Jugendlichen und Kindern anzusetzen, ist aber auch nicht die Lösung, meint Suchtexperte Musalek: Man brauche österreichweite präventive Kampagnen, die sich vor allem auf Erwachsene beziehen: "Denn wenn die Erwachsenen kein Problembewusstsein haben, dann werden's die Jugendlichen schon gar nicht haben. Man müsse damit aufhören den Alkohol zu bagatellisieren. Ein Rausch sei eine Vergiftung, und das müsse man den Kindern auch frühzeitig vermitteln.