Nur wenige wollen freiwillig dienen

Bundeswehrreform mit Hürden

Am 1. Juli sollte sich die Bundeswehr nach 55 Jahren Wehrpflicht zur Freiwilligenarmee wandeln. "Ein historischer Schritt" hatte Karl Theodor zu Guttenberg als Verteidigungsminister gemeint, doch sein Nachfolger Thomas de Maiziere schraubt die Erwartungen herunter: Die Reform sei in dieser Wahlperiode nicht zu schaffen.

Mittagsjournal, 10.05.2011

Keine Panik?

Die Saarland-Brigade will um freiwillige junge Frauen und Männer werben. 498.000 junge Menschen wurden im März und April angeschrieben, um sie von der Bundeswehr zu überzeugen. Aber nur rund 1.800 haben Interesse geäußert. Das ist kein Grund zur Beunruhigung, zumindest für das Verteidigungsministerium: Die Freiwilligen würden zwar nicht in Massen kommen, aber man brauche dennoch "keine Panik schieben", heißt es. Dabei wird die deutsche Armee künftig gerade von den Freiwilligen abhängig sein.

Weniger, aber motivierter

Derzeit zählt die deutsche Bundeswehr rund 226.000 Soldaten. Nach dem derzeitigen Beschluss soll die Zahl auf bis zu 185.000 verkleinert werden - wenn sich so viele melden. Bei der Saarland-Brigade ist man zuversichtlich, vor allem weil hauptsächlich die kommen, die auch wirklich in die Bundeswehr wollen, erklärt Kommandeur Martin Heintken. Im Gegensatz zu früher würden die Soldaten nicht geholt, sondern seien hoch motiviert und interessiert. "Da fällt der Samen auf ein schon bestelltes Feld sozusagen."

Warnung vor Marginalisierung

Aber es gibt noch ein anderes Problem: das Geld. In den nächsten vier Jahren soll die Bundeswehr mehr als acht Milliarden Euro einsparen. Wenn dies bis 2015 umgesetzt werden soll, könnten nur noch rund 158.000 Soldaten finanziert werden. Kein Wunder, dass Bundeswehrangehörige Bedenken äußern, wie Ulrich Kirsch vom Bundeswehrverband. Wer die Pläne ernsthaft verfolgt, der kastriere und marginalisiere die deutschen Streitkräfte zu einer kostengünstigen Mini-Truppe, meint Kirsch.

Ob das Finanzministerium bei seinen Vorgaben - den rund acht Milliarden Euro - noch nachgibt ist noch nicht entschieden. Auch Thomas de Maiziere hat seine Karten noch nicht offen auf den Tisch gelegt. Er will dies nach dem Parteitag der FDP an diesem Wochenende tun. Bei der Saarland Brigade wird derweilen weiter um Freiwillige geworben - in Schulen, bei Feuerwehrfesten und Sportverbänden.

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