Österreichischer Arzt erzählt
Libyen: Medizinische Versorgung prekär
Seit Beginn der Kämpfe zwischen der NATO und den Regime-kritischen Rebellen gegen den libyschen Machthaber Muammar al Gaddafi sind Menschen zu Tausenden geflohen. Hilfsorganisationen schlagen Alarm, es mangelt an ihrer Versorgung auch an der medizinischen. Aus vielen Ländern kommt Hilfe, auch aus Österreich.
27. April 2017, 15:40
Mittagsjournal, 10.05.2011
Knapp 750.000 Menschen haben Libyen verlassen, fast 60.000 sind auf der Flucht oder sitzen an den Grenzen zu den angrenzenden Ländern Tunesien und Ägypten fest. Internationale Hilfsorganisationen sprechen von Versorgungsengpässen und mangelnder medizinischen Versorgung. Auch das Österreichische Rote Kreuz hat Hilfe in die betroffenen Regionen geschickt. Der niederösterreichische Arzt Günter Kittel war vier Wochen in Libyen unterwegs. Jetzt ist er wieder zurück.
Gefährliche Hilfe in Misrata
Nicht immer war ihm bei seiner vierwöchigen Reise durch Libyen ganz wohl, erzählt Günter Kittel. Vor allem seine Reise in die von Rebellen und Gaddafi-treuen Truppen besonders umkämpfte Stadt Misrata gestaltete sich als besonders schwierig: Beim Einlaufen in Misrata gab es noch Detonationen und Rauchsäulen, sodass das Schiff noch warten musste bis die Kämpfe abgeflaut sind.
Lage in Bengasi beruhigt
Auch in der Rebellenhochburg Bengasi hat der niederösterreichische Arzt Krankenhäuser besucht und Flüchtlinge medizinisch versorgt. Hier sei er vor allem von der Ruhe und Gelassenheit der Menschen beeindruckt gewesen, sagt Kittel: die Gaddafi-treuen würden versuchen, sich den Angriffen der NATO zu entziehen. Man wüsste nicht, wohin sie gegangen seien. Das Leben auf den Straßen in Bengasi habe sich mittlerweile fast normalisiert, Geschäfte haben offen. Sogar Lebensfreud könne man sehen, so Kittel.
Spitäler heillos überfüllt
In den libyschen Spitälern fehle es vor allem an spezialisiertem Personal und Krankenpflegern, an Medikamenten und an der Versorgung von chronisch Kranken, erzählt Kittel. Viele Patienten müssten in den Privatwohnungen versorgt werden, denn das Spital habe nur 60 Betten. Täglich würden aber viele Verletzte dazukommen.
Flüchtlinge ohne Versorgung
Auch die Lage der Flüchtlinge an den Grenzen zu Libyen, die in den provisorischen Notfallsunterkünften untergebracht sind, sei prekär. Denn sie würden sich in einem Bürgerkrieg befinden, der nicht ihrer sei. Vor allem hier sei die humanitäre Hilfe und Versorgung mit medizinischem Material besonders wichtig.