Öttinger für umfassende Tests
AKW-"Stresstests" am Prüfstand
Der erste "Stresstest" für Atomkraftwerke in Europa nimmt Gestalt an. In Brüssel sollen die Kriterien festgelegt werden - doch das dürfte nicht einfach werden. Einige Länder wollen, dass nur geprüft wird, ob ihre AKWs Naturkatastrophen standhalten. Das reicht aber bei weitem nicht, sagt EU-Energiekommissar Günter Öttinger im ORF-Interview.
8. April 2017, 21:58
Morgenjournal, 12.05.2011
EU-Energiekommissar Öttinger im Interview mit
Öttinger: Tests weiterfassen
Der Streit um die AKW-Stresstests in Europa geht in die nächste Runde. In Brüssel trifft sich heute der Energiekommissar der Europäischen Union, Günther Oettinger, mit den für nukleare Sicherheit zuständigen Aufsichtsbehörden, der Europäischen Gruppe für nukleare Sicherheit. Es geht um die sogenannten Stresstests für die mehr als 140 Atomkraftwerke in der EU. Wie streng solche Sicherheitsprüfung tatsächlich ausfallen sollen, war bis zuletzt offen. Oettinger will die europäischen Atomkraftwerke auf ihre Tauglichkeit bei Naturkatastrophen, aber auch bei Terroranschlägen und menschlichem Versagen prüfen lassen. Vor allem in Großbritannien und Frankreich stößt er damit auf Widerstand.
Idee aus Österreich
Die ursprüngliche Idee zu den Stresstests für Atomkraftwerke in Europa stammt jedenfalls aus Österreich: von Umweltminister Nikolaus Berlakovich (ÖVP). Er äußerte die Forderung am ersten Tag nach den Meldungen über die Katastrophe in Fukushima.
Der österreichische Minister hat den Vorschlag im nächsten EU-Ministerrat eingebracht und dem zuständigen Energiekommissar Günther Oettinger übermittelt. Der Vorschlag hat europaweit Schlagzeilen gemacht - und am Höhepunkt der Krise in Japan haben die EU-Kommission, die Mitgliedsstaaten und Vertreter der Atomindustrie tatsächlich Sicherheitstests für Atomkraftwerke versprochen. Es sollte dabei um alle Risiken für Kernkraftwerke gehen: vom Erdbeben über menschliches Versagen bis zum Terrorangriff. Unabhängige Kontrolleure sollten prüfen und auch veröffentlichen dürfen.
Uneinigkeit unter den 27 Staaten
Das war im März - seit aber die Lage in Japan weniger öffentliche Aufmerksamkeit findet, wird die Frage gestellt, wie streng die Tests wirklich werden, ob sie überhaupt verpflichtend sein sollen und wie viel danach veröffentlicht werden soll.
Großbritannien, Frankreich, Belgien und Spanien sind gegen umfangreiche Tests, diese Länder haben zahlreiche Atomkraftwerke. Österreich, Deutschland und die EU-Kommission sind für breit angelegte Prüfungen.
Morgenjournal, 12.05.2011
Stresstest-Idee von Österreichs Minister Berlakovic,