Treichl-Kritik "irreführend"

OeNB-Chef: "Aus Krise gelernt"

Erste-Group-Chef Andreas Treichl hat kritisiert, dass es in den letzten Jahren immer schwerer geworden sei, Betrieben Kredite zu geben, weil durch strengere Regeln mehr Eigenkapital unterlegt werden muss. Der Gouverneur der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB), Ewald Nowotny, sieht diese Schwierigkeiten auch, doch langfristig würde das Bankgeschäft durch strengere Regeln sicherer, so Nowotny.

Mittagsjournal, 16.05.2011

Mehr Wert auf Stabilität

OeNB-Chef Nowotny ist kein Mann der drastischen Worte - wenig überraschend ist er daher mit den scharfen Worten von Erste-Group-Chef Treichl in Richtung Politiker nicht glücklich. Als "Außenstehender" unterscheide er zwischen Stil und Inhalt, und den Stil wolle er nicht kommentieren. Inhaltlich stellt der Nationalbankchef fest, dass die strengeren Regeln für die Kreditvergabe für die Banken manchmal hinderlich seien, aber man habe aus der Krise jedenfalls den Schluss gezogen, dass die Stabilität der Banken größeren Wert haben soll. Das sei langfristig auch für die Wirtschaft positiv, denn die Banken würden so Kredite als uneinbringlich abschreiben müssen.

Treichl-Kritik "zu allgemein"

Am Höhepunkt der Wirtschaftskrise sei die Kreditvergabe an kleine und mittlere Betriebe tatsächlich zurückgegangen, inzwischen habe sich das Bild wieder gewandelt, sagt Notenbankchef Nowotny. Gesunde Projekte würden auch finanziert. Banken müssten strenger prüfen, und das sei genau das, was unter dem Aspekt der Sicherheit beabsichtigt sei. Verantwortungsvolle Banker würden Kredite auch nach ihrer persönlichen Einschätzung vergeben. Die Kritik von Erste Group-Chef Treichl sei in der Tendenz zu allgemein "und damit leider auch etwas irreführend", meint Nowotny.

Emotional zur Sachebene

Treichl selbst zeigt sich heute zurückhaltend, für ein Interview stand er nicht zur Verfügung. Am Rande der Präsentation des neuen Direktor des Museums für Angewandte Kunst meinte der Bankmanager aber, offensichtlich müsse man eine emotionale Bemerkung machen, um andere emotionale Bemerkungen zu beenden und eine Sachebene zu erreichen.