Neue Reiselust, neue Hindernisse
Luftfahrt im Steigflug
Die internationale Luftfahrtbranche macht nach der Wirtschaftskrise allmählich wieder Gewinne und bestellt neue Maschinen, wovon auch die Flugzeughersteller profitieren. Gedämpft wird der Aufschwung allerdings von der Krise in Nordafrika, dem hohen Ölpreis, den Auswirkungen der Beben- und Atomkatastrophe in Japan sowie - speziell in Österreich und Deutschland - von der Ticketsteuer.
8. April 2017, 21:58
Morgenjournal, 20.05.2011
Firmen reisen wieder
Die Luftfahrtbranche profitiert von der Wirtschaftserholung, die Nachfrage steigt, das Frachtgeschäft läuft besser, und sowohl private als auch geschäftliche Flugreisen nehmen wieder zu, sagt der Hamburger Luftfahrtexperte Cord Schellenberg. Vor allem die Geschäftsreisen seien ein guter Indikator für die wirtschaftliche Erholung: Nachdem man in der Krise bei den Reisen gespart hat, will man jetzt wieder hinaus zu den Kunden.
Maschinen und Personal gesucht
Dass sich die Branche erholt, merkt man auch an den Flugzeugbestellungen, vor allem in den Wachstumsmärkten Asien und Südamerika steigt der Bedarf nach neuen Maschinen der größten Hersteller Airbus aus Europa, Boeing aus den USA und Embraer aus Brasilien. Airbus reagiert auf die hohe Nachfrage mit Produktionsausweitungen. Zudem wird auch wieder Personal rekrutiert: Emirates etwa sucht 500 Piloten, auch beispielsweise British Airways und Air France-KLM stellen wieder ein.
Nordafrika und Japan weniger gefragt
Der Aufschwung in der Luftfahrtbranche begegnet aber Hindernissen. Denn der hohe Ölpreis verteuert das Kerosin, die Auswirkungen der Unruhen in Nordafrika und der Naturkatastrophe in Japan führen dazu, dass auf den Flügen dorthin die Passagiere fehlen.
Steuer belastet
Auf die Gewinne drückt auch die Ticketsteuer, die seit heuer auch in Österreich gilt. All diese Faktoren haben heuer in den Bilanzen vieler Airlines bereits negative Spuren hinterlassen - Easyjet, Air Berlin, aber auch der Lufthansa-Konzern, zu dem die AUA gehört, sind Beispiele. Die Belastungen können die Fluglinien nur bedingt an die Kunden weitergeben - signifikante Ticketpreiserhöhungen sind kaum möglich, weil der Konkurrenzkampf in der Luftfahrtbranche so heftig ist, sagt Experte Schellenberg.
Kosten auf Sparflamme
Die Airlines müssen also andere Strategien finden, um mit den Erschwernissen umzugehen: So werden unrentable Strecken gestrichen, nach Möglichkeit neue, spritsparende Flieger eingesetzt oder die Kapazitäten werden erhöht, indem beispielsweise mehr Sitze in die Flugzeuge eingebaut werden. Ein anderer Weg, um Kosten zu senken und Synergien zu schaffen, sind Airline-Fusionen: Nach United und Continental in den USA haben sich zuletzt auch British Airways und die spanische Iberia zusammengetan, und Experten rechnen mit weiteren Fusionen in der Branche.