Amerikaner bleiben Zaungäste
Nette Rede, alte Appelle
Die Rede von US-Präsident Barack Obama wird keine wesentlichen Veränderungen im Nahen Osten und in der arabischen Welt bewirken, analysieren die Ö1 Korrespondenten Ben Segenreich und Karim el-Gawhary im Ö1 Morgenjournal.
27. April 2017, 15:40
Analyse der Obama-Rede
Ben Segenreich und Karim el-Gawhary im Ö1 Morgenjournal-Gespräch am 20.05.2011 mit Helene Seelmann
Nur Nuancen neu
Vom Treffen Obama-Netanyahu, heute einen Tag nach Obamas Rede, sind keine großen Impulse zu erwarten, auch nicht, dass ein großer Streit ausbricht, analysiert Israel-Korrespondent Ben Segenreich. Obama hat kein großes neues Programm verkündet, sondern lediglich einige neuen Nuancen, die für Netanyahu schwer zu schlucken sind. Aber letztlich ist es der alte Appell zu Verhandlungen, der vermutlich wie bisher auch weiter nichts fruchten wird, weil ihm jede Durchschlagskraft fehlt. Alle Kraft fließt jetzt in den Kampf um einen "Punktesieg" bei der UNO, von der Palästinenser im September per Mehrheitsvotum einen Staat erklären lassen wollen.
Nette Rede
Für die arabische Welt war die wesentlichste Botschaft, dass die USA Ägypten eine Milliarde Dollar Schulden erlassen werden, stellt Korrespondent Karim el-Gawhary fest. Außerdem, und das ist fast wichtiger, weil es da um größere Summen geht, könnte das auf US-Konten eingefrorene Mubarak-Vermögen rückgeführt werden, wenn es eine demokratisch gewählte Regierung gibt - ein "Karotte" in Richtung ägyptischer Militärregierung, sich zurückzuziehen und Wahlen zuzulassen. Es war eine nette Rede, aber Obama dürfte es damit nicht geschafft haben, die US-kritische Stimmung in der arabischen Welt zu drehen. Die Amerikaner bleiben bei dieser arabischen Revolution die Zaungäste. Es bleibt das Gefühl, dass die Araber die Dinge selbst in die Hand nehmen müssen und nicht warten können, was da von Washington kommt.
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