EZB-Direktor drängt auf Reformkurs

"Griechen haben keine Alternative"

Der Verkauf von Staatsbesitz und ein strenger Sparkurs seien die einzige Möglichkeit für Griechenland, aus den Schulden heraus zu kommen. Das sagt das italienische EZB-Direktoriumsmitglied Lorenzo Bini Smaghi - der Italiener sitzt im Direktorium der Europäischen Zentralbank. Griechenland Schulden nachzulassen, lehnt er ab.

Mittagsjournal, 24.05.2011

Mehr Effizienz durch Reformen

Griechenland habe kein Alternative, sagt Lorenzo Bini Smaghi am Rande einer Tagung der Nationalbank in Wien. Selbst wenn die Griechen ihre Schulden nicht zurückzahlen müssten, würde ihre Wirtschaft schwach bleiben. Wichtiger sei das Spar- und Strukturprogramm. Es gebe dann weniger Monopole, das System werde effizienter, und die Reformen führten dazu, dass mehr Steuern bezahlt werden.

Später kein Verständnis dafür

Kritikern am harten Sparkurs entgegnet Smaghi, die scharfen Einschnitte müssten am Anfang passieren, nicht am Ende. Denn dann gebe es in der Bevölkerung kein Verständnis mehr für harte Maßnahmen. Außerdem bringen die Strukturmaßnahmen mehr Wirtschaftswachstum, und wenn man das hinausschiebe, würden die Finanzmärkte niemals darauf vertrauen, dass Griechenland irgendwann wieder auf eigenen Füßen stehen kann.

Schweigen zu Italien

Zur Lage in seinem Heimatland Italien will sich Smaghi nicht äußern. Die Ratingagentur Standard & Poors hat ja gedroht, die Kreditwürdigkeit Italiens wegen der hohen Schulden und der schwachen Wirtschaft herabzustufen.

Warnung vor Lohn-Preis-Spirale

Was die hohe Inflation betrifft, warnt Smaghi davor, dass die Löhne nun ebenfalls stärker steigen. Das könnte zu einer Lohn-Preis-Spirale führen. Das müsse mit den Unternehmen und den Gewerkschaften besprochen werden, um die Inflation unter Kontrolle zu halten.