Nach der "Rigoletto"-Premiere
Spärliche Höhepunkte
Bereits im Vorfeld von Giuseppe Verdis 200. Geburtstag haben die Wiener Festwochen mit einem dreiteiligen Zyklus mit seinen Opern der Reifezeit begonnen. Bis 2013 werden "Rigoletto", "La Traviata" und "Il Trovatore" zu sehen und zu hören sein. Am 29. Mai 2011 hatte "Rigoletto" am Theater an der Wien Premiere.
26. April 2017, 12:23
Kultur aktuell, 30.05.2011
Die Hofgesellschaft albert sich in Frack, Corsagen und Varietee-ähnlichen Kostümen im Takt zu Verdis Musik hüpfend über die Bühne, dazwischen der Duca: Sonnyboy und Herzensbrecher, und sein Hofnarr Rigoletto, ein feister, ungustiöser, komplexbeladener, bösartiger Typ, der - so scheint es manchmal - die Fäden in der Hand hat.
Da man den Text nicht verändert hat, singt er zwar von seiner Missbildung, aber den von Verdi ausdrücklich gewünschten Buckel hat man ihm auch diesmal genommen, der scheint schon längst aus der Mode gekommen zu sein. Bei Luc Bondy ist Rigoletto eher innerlich verkorkst als äußerlich, fällt durch seinen glänzend violetten Frack und die schlecht sitzende Perücke auf, die er jedes Mal abnimmt, wenn's menschlich werden soll - bei seiner vom Duca verführten Tochter zum Beispiel.
Kaum große Sängerleistungen
Das Bühnenbild von Erich Wonder bietet nichts Neues: verschiebbare schwarze Wände, ein angedeutetes zweistöckiges Haus im dritten Akt, im Erdgeschoß eine Spelunke, im ersten Stock Sparafucile, der Profikiller, der seine Opfer dahinmetzelt.
Es ist eigentlich die einzige Szene, in der Stimmung aufkommt, wo die Charaktere treffend gezeichnet sind: Sparafucile, der schmierige Mörder, und seine Schwester Maddalena, die verführerische Hure. Gabor Bretz und Ieva Prudnikovaite gehören beide zu den spärlichen Höhepunkten des Abends. Wie Gilda Chen Reiss.
Francesco Demuro forciert gefährlich den Duca, George Gagnidze verliert zusehends an Timbre und berührt keine Sekunde und, dass die Oper einmal "La Maldizione", also "Der Fluch" heißen sollte, vergisst man besser, denn der von Monterone bleibt diesmal auf der Strecke.
Ovationen vonseiten des Publikums
Am Pult des RSO Wien steht der junge israelische Shootingstar Omer Meir Wellber, der alle Hörgewohnheiten vergessen lässt, aber sich hin und wieder mit dem Arnold Schönberg Chor in die Quere kommt.
Während es den ganzen Abend keinen oder spärlichen Applaus nach den Arien und Duetten gegeben hat, glaubte man am Schluss einer Sternstunde beigewohnt zu haben, denn plötzlich tobte das Publikum und verteilte lautstark Ovationen. Bloß für Luc Bondy gab's ein paar kaum hörbare Buhs.
Verdis Rigoletto ist noch am 1., 3. und 5. Juni im Theater an der Wien zu sehen und geht dann an die Mailänder Scala und nach New York an die MET.