Neue Ära nach Skylink-Skandal

Flughafen Wien: Ende der Bewerbungsfrist

Großes Interesse gibt es für die beiden neuen Vorstandsposten beim Flughafen Wien. Jetzt endet die Bewerbungsfrist - die neuen Vorstände sollen nach dem Skandal wegen der Kostenexplosion beim Bau des neuen Flughafenterminals Skylink eine neue Ära beim Flughafen Wien einleiten.

Morgenjournal, 30.05.2011

70 Bewerbungen

Die jüngsten Skandale und Querelen, von Skylink bis zum politischen Einfluss, haben offenbar der Attraktivität eines Flughafen Wien Vorstands keinen Abbruch getan. Mehr als 70 Bewerbungen gibt es schon, vor allem aus Österreich und Deutschland, darunter besonders viele Frauen, wie die Klubobfrau der Grünen im Niederösterreichischen Landtag, Madeleine Petrovics.

Skylink-Skandal

Der Grund für die Neuausschreibung liegt in den skandalösen Vorgängen rund um den Bau des neuen Flughafenterminals Skylink. Da haben sich nicht nur die Kosten auf etwa 900 Millionen Euro mehr als verdoppelt, der Rechnungshof ortet Desinformation, Verstöße gegen das Aktien- und Vergaberecht und strafrechtlich bedenkliche Sachverhalte. Ende 2010 musste deshalb Flughafenvorstand Herbert Kaufmann gehen, seine Kollegen Gerhard Schmid und Ernest Gabmann folgen Ende 2011.

Zwei Vorstände gesucht

Interimistisch geführt wird der Flughafen derzeit von Christoph Herbst. Er hat sich allerdings dieser Tage für den Posten eines Verfassungsrichters beworben, und - so hört man - er dürfte ihn auch bekommen.

Zwei neue Vorstände sollen künftig den Flughafen Wien leiten - es sollen Top-Fachleute sein. Der Vorstand für den Flugbereich muss bei einer Fluglinie oder einem Flughafen gearbeitet haben. Der zweite Vorstand wird für die Finanzen, die Shopping Center, Bau und Immobilien zuständig sein - und in zumindest einem der Gebiete große Erfahrung aufweisen. Beide benötigen Führungserfahrung, und, wie es in der Ausschreibung heißt, Beharrlichkeit und hohe soziale Kompetenz.

Große Aufgaben

Viele der Bewerberinnen und Bewerber sollen diese Voraussetzungen erfüllen. Madeleine Petrovic hat erklärt, gemäß Anforderungsprofil sei sie die richtige Frau für den Job.

Auf die neue Führung des Flughafens wartet ein breites Aufgabenfeld. Sie muss den Flughafen in ruhigere Bahnen lenken, muss sparen, und dabei die Mitarbeiter ins Boot holen. Weiters gilt es, mit den Kunden des Flughafens, von den Fluglinien bis zu den Shop-Betreibern, ein neues Vertrauensverhältnis aufzubauen. Da ist ja unter dem alten Vorstand einiges Porzellan zerschlagen worden. Und schließlich gilt es, den Flughafen strategisch zwischen den Konkurrenten Bratislava und München zu positionieren, und einen Masterplan für die Entwicklung des Flughafens Wien zu entwerfen. 10 Jahre lang wurde da nicht vorausschauend gearbeitet, hört aus dem Flughafen.

Amtsantritt 2010

Ob es dem neuen Vorstand gelingt, den politischen Einfluss der Hauptaktionäre Land Wien und Land Niederösterreich zurück zu drängen, bleibt abzuwarten.

Ende Juni, Anfang Juli könnte der neue Flughafenvorstand feststehen. Spätestens am Anfang 2010 sollen sie ihr Amt antreten, möglicherweise aber auch schon im Herbst, dann nämlich könnte Christoph Herbst seinen neuen Job als Verfassungsrichter antreten.