Hohe Investitionen notwendig
Deutschlands teurer Atomausstieg
Zwanzig Prozent des Stroms, der in Deutschland verbraucht wird, kam bis zur Fukushima-Katastrophe aus Atomkraftwerken. Der geplante Verzicht auf Atomkraft reißt ein Loch ins Netz der Energieversorgung. Die Zukunftshoffnung liegt in der erneuerbaren Energie, doch da sind kostspielige Investitionen nötig.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 30.05.2011
Bis zu zehn Milliarden Euro zusätzlich
2000 neue Windräder und mehrere neue Gaskraftwerke müssen gebaut werden, um den Ausfall der Atom-Energie auszugleichen. Die deutsche Regierung wird das zusätzlich fünf bis zehn Milliarden Euro kosten. So lautet die Rechnung von Florian Haslauer, Energieexperte bei der Unternehmensberatung A.T. Kearney.
Haslauer geht davon aus, dass Deutschland bei Gaskraftwerke 16.000 Megawatt zusätzlich installieren müsste. Das entspricht 20 Mal der Leistung, der zwei Gaskraftwerke die in Österreich gerade in Mellach gebaut werden, so der Energieexperte.
Windparks an Land schwer durchsetzbar
Haslauer sieht die Probleme aber weniger in der Finanzierung des Energie-Umstiegs, als in der Umsetzung.
Allein Windparks in der Nord- und Ostsee würden nicht ausreichen. Allerdings sind Windparks an Land in dieser Größenordnung nicht leicht durchsetzbar und auch gegen den Ausbau der notwendigen Transportnetzte gibt es Widerstände, betont Haslauer.
Atomfreier Strom ist teurer
Für den Energie-Experten steht außerdem fest: Der Strompreis wird steigen. Denn Strom aus erneuerbaren Energien wird in Deutschland schon jetzt stark subventioniert. Weitere Förderungen sind nicht mehr möglich.
Finanziert wird der Ausstieg aus der Atom-Energie letztendlich vom Privat-Konsumenten. Deutschland werde daher laut Haslauer auch darüber diskutieren müssen, ob Wirtschaft und Industrie in Zukunft mehr mittragen müssen.
Die Unternehmensberatung A.T. Kearney geht davon aus, dass auch die höheren Stromkosten in Zukunft auch die Industrie mehr treffen wird.
Vom Stromexporteur zum Stromimporteur
Problematisch wird der Atom-Ausstieg Deutschlands auch für das europäische Ausland, und damit Österreich. Denn bislang hat Deutschland einen Stromüberschuss produziert und diesen Überschuss exportiert.
Seit die ältesten Atom-Kraftwerke vom Netz genommen wurden, muss Deutschland Strom importieren. Und weil unser Nachbar der größte europäische Strom-Abnehmer ist, diktieren die Deutschen den Preis.
Der Preis der sich an der deutschen Strombörse einstellt, sei auch für Österreich bestimmend. "Wir in Österreich vollziehen die Preisentwicklungen eins zu eins mit", erklärt Energieexperte Haslauer.
Auch in Österreich wird Strom teurer
Das könnte in Zukunft zum Problem werden. Denn Haslauer rechnet damit, dass Deutschland in den nächsten Jahren zusätzlich Strom importieren wird, weil der Bedarf steigt. Je stärker Bedarf und Verbrauch in Deutschland steigen, desto teurer könnte dann auch der Strom-Preis etwa in Österreich werden.
Bleibt also zu hoffen, dass die Deutschen ein anderes Ziel in Zukunft nicht vernachlässigen: Strom sparen.