Wende in der Energiewende
Windkraft statt Solarstrom
In Deutschland wird, durch den Unfall im Kernkraftwerk Fukushima in Japan beschleunigt,
der Ausstieg aus der Atomenergie vorbereitet. Zur sogenannten Energiewende ist neben Gaskraftwerken auch der Ausbau der erneuerbaren Energie Thema Nummer 1. Und dabei wird in Deutschland nicht mehr auf Photovoltaik, sondern vor allem auf Windkraft gesetzt.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 19.05.2011
Die Wende in der Wende
Nach dem japanischen Atomunfall im März und dem daraus resultierenden Beschluss der deutschen Bundesregierung, den Atomausstieg doch zu beschleunigen, sind Solaraktien sprunghaft gestiegen - Solarfonds erfreuen sich großer Beliebtheit. Doch dies steht im Gegensatz dazu, wie es der Solarbranche in Deutschland wirklich geht. Die Photovoltaik-Industrie wird von der Energiewende kaum profitieren, denn der Staat fährt die Zuschüsse zurück und will nun vor allem in Windkraft investieren.
Ein Windpark nach dem anderen
Noch nicht einmal zwei Wochen ist es her, da hat die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel in der Ostsee den Offshore-Windpark Baltic 1 der Firma EnbW eröffnet - der erste Windpark am Meer in Deutschland. 21 Windräder generieren hier Strom für 50.000 Haushalte. Im Jahr 2013 sollen im Park Baltic 2 80 offshore-Windräder Strom erzeugen. Und schon nächstes Jahr werden die Windkraftanlagen auf hoher See noch einmal stärker subventioniert, wohingegen die Förderung von Biomasse-Anlagen um 15 Prozent gekürzt wird.
Planungen obsolet
Die Solarbranche hat es bereits im Jänner dieses Jahres erwischt: Davor haben Solaranlagenbetreiber pro Kilowattstunde noch 43 Cent bekommen, dann waren es knapp 29, und wer eine Solaranlage ab dem 1. Juli in Betrieb nimmt, erhält 25 Cent pro Kilowattstunde. Für Betriebe, die sich auf den Ausbau von Solaranlagen konzentrieren, eine schwierige Situation - wie etwa für Herbert Gertjes, der Photovoltaik-Anlagen installiert. Er kritisiert, das die bisherige Planung über Jahre im Voraus nun alle paar Monate "über den Haufen geworden" werde, sodass man jetzt nicht länger als ein halbes Jahr planen könne.
Großer Aufwand, geringe Wirkung
Der Vorwurf, den sich Solarkraftbetreiber immer wieder anhören müssen, ist, dass bereits Milliarden in die Solarförderung in Deutschland geflossen seien - die Erneuerbare Energie-Gesetz-Umlage (EEG), die Ökostromproduzenten zufließt und Bestandteil des Strompreises ist, hat vergangenes Jahr 8,2 Mrd. Euro betragen. Etwa 45 Prozent davon sind laut Financial Times Deutschland an Solaranlagenbetreiber gegangen - doch diese tragen nur zwei Prozent zur deutschen Stromerzeugung bei.
Kostensenkung für Kunden
Man müsse Geduld mit der Solarenergie haben - nach sehr hohen Investitionen in den Aufbau erreiche die Branche langsam die Wirtschaftlichkeit, so Solarworld-Chef Franz Asbeck. Björn Klusmann vom Bundesverband Erneuerbarer Energien ist prinzipiell nicht gegen eine Anpassung der Förderungen - auch für Solarstrom. Auch er bekundet das Interesse, dass die Förderung erneuerbarer Energie so effizient wie möglich funktioniert und die Kostensenkung an die Konsumenten weitergegeben wird.
Auch Windkraft-Kritik
Massive Kritik hagelt es inzwischen übrigens seitens der Windkraftbetreiber, und zwar jener, die ihre Anlagen an Land bauen. Denn die Förderung gilt vor allem für offshore Windkraftanlagen - also würden Großanlagen und Konzerne zulasten des Mittelstandes und des flächendeckenden Ausbaus der Erneuerbaren Energien gestützt, heißt es.
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