Selbstversorger mit Strom und Treibstoff

Der Bauer als Energieproduzent

Seit der Reaktorkatastrophe von Fukushima in Japan wird Alternativenergiequellen wieder verstärkt Aufmerksamkeit gewidmet. Im Weinviertel in Niederösterreich steht der laut Eigendefinition erste energieautarke Bauernhof Österreichs. Dort stellt man sogar den Treibstoff für die Traktoren selber her.

Mittagsjournal, 07.05.2011

Treibstoff aus Sonnenblumen

Streitdorf in der Gemeinde Niederhollabrunn im westlichen Weinviertel ist ein kleiner Ort mit ein paar hundert Einwohnern - und dem Bauernhof von Wolfgang Löser. Angefangen hat alles vor 15 Jahren mit einer Solaranlage zur Warmwasserbereitung, dazu kamen dann zwei Photovoltaik-Flächen auf Haus- und Hallendach, eine Hackschnitzelheizung und zuletzt auch eine Ölpresse, um aus Sonnenblumenkernen den Treibstoff für die landwirtschaftlichen Fahrzeuge und Geräte selbst herzustellen.

Effizienter geworden

All das sei für einen Landwirt ja gar nicht so ungewöhnlich, meint Löser: Die Landwirtschaft habe früher immer die Energie für ihre Zuchttiere selber erzeugt. Nur sei man heute weitauseffizienter: "Früher haben wir 30 Prozent der Ackerfläche dafür gebraucht, heute brauchen wir zehn bis 15 Prozent." Vor einigen Jahren wurde auch das Bauernhaus aus dem 1970er-Jahren mit neuer Wärmedämmung ausgestattet, sodass unter dem Strich mittlerweile sogar ein Energieüberschuss zustande kommt und Strom an das öffentliche Netz abgegeben werden kann.

"Jeder kann energieautark sein"

Natürlich seien die Anfangsinvestitionen teilweise beträchtlich, gibt Löser zu. Aber die Frage, ob und wann sich denn das alles rechne, die hält er für die falsche: "Bei einem Urlaub fragt man auch nicht, wann sich der rechnet. Den will man einfach haben. Und Sonnenenergie ist immer gratis. Und jeder kann selber bei sich anfangen und ein Haus so gestalten, dass es ein Plus-Energie-Haus wird." Im Nachbarort wird gerade ein Haus für die Tochter gebaut. Und obwohl erst der Rohbau steht, liefert die Photovoltaik-Anlage auf dem Dach schon mehr Strom als gebraucht wird. Die Mehrkosten für so ein Plusenergiehaus beim Neubau schätzt Löser auf nicht mehr als zehn Prozent.

"Öl wird kein Mensch mehr brauchen"

Der vollständigen Energiewende stünden derzeit aber noch massive Interessen entgegen, sagt der Landwirt: "Die Verlierer sind die heutigen Energieanbieter. Wenn ich gratis Energie beziehen kann von der Sonne, dann brauche ich keinen Energieanbieter mehr. Der Untergang von diesen Konzernen ist besiegelt und wird nur künstlich hinausgezögert. Wir werden in 200 Jahren noch Erdöl haben, nur wird's kein Mensch mehr brauchen." Wolfgang Löser braucht es für die Energieversorgung jetzt schon nicht mehr.

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