Für Berlusconi wird es immer enger

Nach Wahlschlappe nun Prozess

Nach dem Debakel bei der Regionalwahl kommt heute gleich der nächste Dämpfer für Italiens Regierungschef Silvio Berlusconi: In Mailand wird der sogenannte Ruby-Prozess fortgesetzt. Berlusconi erschien zwar nicht vor Gericht, dennoch drängt sich immer mehr die Frage auf, wie lange er das noch durchhält - politisch wie persönlich.

Analyse von Mathilde Schwabeneder

im Mittagsjournal-Gespräch am 31.05.2011 mit Christian Williwald

Berlusconi verliert an Rückhalt

In der eigenen Partei, der PdL, wird der Unmut immer größer. Es werden Forderungen laut, die Partei neu aufzustellen und Vorwahlen abzuhalten, um einen Kandidaten für die Nachfolge Berlusconis zu ermitteln. Im Parlament wird die Suche nach Mehrheiten für die Regierung immer schwieriger. Und es wird auch überlegt, ob Staatspräsident Napolitano nicht das Parlament auflösen könnte, sollte es nicht mehr gelingen, Gesetze zu verabschieden.

Schwere Vorwürfe

Dem Medienmogul und Milliardär Berlusconi wird vorgeworfen, die 17-jährige vergangenes Jahr mit Bargeld und Schmuck für Sex bezahlt zu haben. Nach italienischem Recht ist Prostitution von Minderjährigen verboten. Berlusconi muss sich auch wegen Amtsmissbrauchs verantworten. Er soll sich bei der Polizei für die Freilassung der jungen Ruby eingesetzt haben, als diese wegen Diebstahls festgenommen worden war. Berlusconi weist alle Vorwürfe zurück, im Fall einer Verurteilung droht ihm eine Haftstrafe bis zu 15 Jahren.

Verfahrensstreit

Berlusconi erschien am Dienstag nicht vor Gericht, weil er mit einem italo-rumänischen Gipfeltreffen in Bukarest beschäftigt ist. Er war auch zu Beginn des Prozesses am 6. April nicht vor Gericht anwesend gewesen. Die Rechtsanwälte des Regierungschefs bestritten vor Gericht die Zuständigkeit des Mailänder Gerichts.