Rathkolb kritisiert Politiker

'Haus der Geschichte' auf Eis

Die Regierung hat das Projekt "Haus der Geschichte" auf Eis gelegt - aus Kostengründen. Kritik daran kommt jetzt vom Historiker Oliver Rathkolb. Er wirft den heimischen Politikern mangelndes Interesse vor.

Mittagsjournal, 03.06.2011

Kein Geld eingeplant

Wie zuletzt aus einer parlamentarischen Anfrage des BZÖ an den Bundeskanzler hervorging, ist für ein Haus der Geschichte weder heuer noch im nächsten Jahr Geld eingeplant - obwohl das Projekt im Regierungsprogramm steht. Es sollte die Geschichte der Republik und der Endphase der Monarchie breitenwirksam erläutern. In vielen anderen Ländern sind historische Museen vielbesuchte Sehenswürdigkeiten, in Österreich dagegen scheitere das Haus der Geschichte am fehlenden Interesse der Politiker aller Fraktionen, meint der Historiker Oliver Rathkolb.

Politiker nicht interessiert

Das Haus der Geschichte steht in allen Regierungsprogrammen des letzten Jahrzehnts, Konzepte gab es mehrere und auch viele Vorschläge für einen Standort. Aber während etwa das Deutsche Historische Museum in Berlin gleich viele Besucher anzieht wie in Wien das Kunsthistorische Museum, und in Brüssel demnächst das Haus der Europäischen Geschichte eröffnen soll, ist das Projekt in Österreich bisher gescheitert - nicht am fehlenden Interesse des Publikums, sondern an jenem der Politik, sagt Oliver Rathkolb, der Vorstand des Instituts für Zeitgeschichte der Uni Wien: quer durch alle Parteien mangle es am Interesse, sagt der Wissenschafter, der auch im Beirat des Hauses der Europäischen Geschichte sitzt, das aber eben in Brüssel stehen wird.

Wesentliches Element der Demokratie

Die Vermittlung der eigenen Geschichte sei ein wesentliches Element politischer Bildung in einer Demokratie, so Rathkolb. Trotz immer wieder aufflackernder Debatten zu merkwürdigen geschichtlichen Äußerungen von Abgeordneten, habe man sich nicht zu einer Grundentscheidung für ein Haus der Geschichte entschließen können.

Vorerst ad acta gelegt

Der jetzige Stopp in Sachen Haus der Geschichte wird mit dem Budget argumentiert - weder 2011 noch 2012 sei dafür Geld eingeplant - auch wenn man grundsätzlich an dem Projekt festhalte, hieß es zuletzt in der parlamentarischen Anfragebeantwortung des Bundeskanzlers. Dabei gehe es weniger um die Errichtungskosten, meint Rathkolb, sondern mehr um die anschließenden laufenden Kosten. Nachdem es in Wien jetzt um den Neubau des Wien-Museums würde das Geld für das Haus der Geschichte fehlen. Daher sei das Haus der Geschichte, so der Historiker, derzeit politisch offensichtlich ad acta gelegt.

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