"Griechen eine Chance geben"
Experte für Entschuldung
Der Linzer Wirtschaftsprofessor Friedrich Schneider hat die Sanierungspläne Griechenlands unter die Lupe genommen, und er spricht sich im Ö1-Interview nachdrücklich für eine Entschuldung Griechenlands aus. Ein Schuldenabbau durch Griechenland selbst sei utopisch, so Schneider.
8. April 2017, 21:58
"Schulden-Rückzahlung ist utopisch"
Friedrich Schneider im Morgenjournal-Interview am 03.06.2011 mit Udo Bachmaier
"Chance zum Überleben geben"
Schneider ist dagegen, Griechenland zu einem exemplarischen Sündenbock zu machen und verteidigt die bisherigen Bemühungen: "Die Griechen sind ein fleißiges Volk in einer schweren Krise und sie werden so schlecht gar nicht damit fertig. Nur man muss ihnen eine Chance zum Überleben geben. Daher meine Forderung nach einer langfristigen Umschuldung."
"Ohne Finanzplan geht gar nichts"
Seine Forderung begründet er so: "Es ist utopisch, dass Griechenland diese Schulden zurückzahlen kann. Griechenland muss entschuldet werden. Der Durchschnittsgrieche hat einen Einkommensverlust von 30 bis 40 Prozent zu verkraften. Das beflügelt natürlich auch den Pfusch und die Schattenwirtschaft. Denn das ist noch der einzige Zweig, wo ich mir zusätzlich ein wenig Geld verdienen kann. Ohne Entschuldung, ohne langfristig verlässlichen Finanzplan, wird in Griechenland gar nichts gehen."
Griechenland stehe, was die Schattenwirtschaft betrifft, nicht alleine da, so Schneider. Die Schattenwirtschaft sei im gesamten Mittelmeerraum sehr ausgeprägt. Andere Länder wie Spanien und Portugal hätten ähnliche Probleme, aber nicht in dem Ausmaß wie Griechenland.
Noch keine genaue Bewertung
Die Konsolidierung der griechischen Staatsfinanzen laufe nur zum Teil nach Plan, sagt Schneider. Wegen der Rezession seien die Steuereinnahmen nicht in dem Maß gestiegen, wie es die Steuererhöhungen hätten erwarten lassen. Daran ändere auch nichts, dass Steuersünder nun vom Finanzministerium aktiver verfolgt und Rechnungen verlangt und auch ausgestellt würden.
Es werde strikter vorgegangen und das zeitige erste Erfolge, so Schneider, aber das gesamte Maßnahmenpaket wirke erst ein Jahr und eine faire Bewertung nach dieser kurzen Zeit sei extrem schwierig. Die Prüfer seien bei ihrer Erhebung auf Stichproben und Teile der - nun korrekten - Statistik angewiesen. Verlässliche Zahlen, die ein umfassendes Bild ermöglichen, würden aber erst gegen Jahresende vorliegen, so Schneider.