Aufklärung gefordert

Asylwerber-Studie: Vorurteile statt Wissen

Österreicherinnen und Österreicher wissen wenig über Asylwerber, haben aber viele Vorurteile. Das ist das Ergebnis einer Studie, die die Karmasin Motivforschung für das UNO-Flüchtlingshochkommissariat (UNHCR) erstellt hat. Dort sieht man nun die Politik gefordert, Aufklärungsarbeit zu leisten.

Mittagsjournal, 08.06.2011

Große Wissenslücken

Was ist ein Migrant, was ein Flüchtling, was ein Asylwerber? - Drei Viertel der Befragten können das nicht unterscheiden, sagt Studienautorin Sophie Karmasin. Und auch sonst sind die Wissenslücken riesig: "Die Hälfte der Österreicher sind der Meinung, Asylsuchende bekommen Sozialhilfe, ein Drittel ist der Meinung, dass sie arbeiten können." Was beides nicht stimmt.

Verwechslung mit Migranten

Und diese Unwissenheit führt auch dazu, dass ein Drittel der Befragten angibt, Asylwerber persönlich zu kennen, was sich schon rein rechnerisch nicht ausgeht, weil es derzeit in Österreich etwa 22.000 Asylwerber gibt. Karmasins Erklärung: Es wird vermischt zwischen Asylsuchenden, die man ja schwer treffen kann, und Migrantinnen und Migranten, die eigentlich gemeint seien. Das zeigt auch die Antworten, dass man die vermeintlichen Asylwerber aus der Nachbarschaft oder vom Arbeitsplatz kenne.

UNHCR fordert Aufklärung

Für das UNO-Flüchtlingshochkommissariat UNHCR zeigen diese Ergebnisse, dass es höchst an der Zeit ist, gegenzusteuern. Zum Beispiel aufzuklären, dass Asylwerber zwar laut Ausländerbeschäftigungsgesetz Gesetz drei Monate nach Zulassung ihres Asylantrags arbeiten dürfen, aber in der Praxis stark eingeschränkt seien - auf Erntehelfer und Saisonarbeitskraft, sagt Christoph Pinter vom UNHCR. Das führe dazu, dass Asylwerber de facto kaum Zugang zum Arbeitsmarkt hätten. Und wenn, dann nur für gemeinnützige Arbeiten.

Südafrika tut mehr

60 Prozent der Österreicher glauben außerdem, dass Österreich zu viele Asylwerber aufnimmt. Auch das will Christoph Pinter relativieren: "Allein 2010 hat die Republik Südafrika 180.000 Asylanträge entgegen genommen. Die Flüchtlingsbevölkerung in Österreich über die letzten zehn Jahre addiert ergibt rund 44.000."

Für das UNHCR positiv: Wer Asylwerber persönlich kennt, hat auch eine bessere Meinung von ihnen.