David Marton inszeniert Wagner
Experimentelles "Rheingold"
Bei den Wiener Festwochen gibt es am Mittwoch, 8. Juni 2011 im Theater Akzent Wagners "Rheingold" - aber nicht als große Oper, sondern eher als eigenwilliger, experimenteller Musiktheaterabend mit zwei Instrumentalisten und Darstellern, die man aus dem Ensemble von Christoph Marthaler kennt.
26. April 2017, 12:46
Kulturjournal, 08.06.2011
Diese unkonventionelle und phantasievolle Annäherung an den ersten Teil von Wagners Tetralogie hatte eben in Dresden Premiere und wurde vom jungen ungarischen Regisseur David Marton inszeniert, der zuvor im Kasino des Burgtheaters mit Peter Esterhazys "Harmonia Caelestis" einen großen Erfolg verbuchen konnte.
Verballhornte Stellen
Was sieht man? Spielleiter Christoph Homberger sitzt mit einer Barrettmütze à la Richard Wagner in einem Tonkämmerchen im ersten Stock eines Hauses. Im Parterre folgt ein buntes Grüppchen seinen Anweisungen. Verballhornte Stellen aus dem "Rheingold" sind da ebenso zu vernehmen wie Gedichte von Heine oder Stellen aus Wagners berühmten antisemitischen Schriften.
Homberger, der Marthaler-Sängerschauspieler, war eigentlich auch der Initialzünder zu David Martons "Rheingold". Denn man hat sich bei einer Arbeit an der Volksbühne in Berlin getroffen, wo Frank Castorf die "Meistersinger" von Wagner inszenierte. Dann kam eine Einladung zu den Dresdner Festspielen.
Randvoll mit Theaterglück
In einer Kritik war nach der Dresdner Premiere zu lesen, dieses "Rheingold" sei randvoll mit Theaterglück und derzeit wohl das aufregendste seiner Art. Andere Rezensenten schrieben, frühere Arbeiten von Marton seien stärker gewesen, etwa seine Auseinandersetzungen mit Bergs Opern "Wozzeck" und "Lulu". Zuletzt hatte sich Marton an der Berliner Schaubühne Monteverdis "Krönung der Poppea", zuvor in Hamburg dessen "Ulisse" vorgenommen. Seine spielerisch-assoziative Weise mit Oper am Schauspiel umzugehen, hat viele Kritiker und Zuschauer begeistert.
David Marton ist ausgebildeter Pianist und hat Dirigieren studiert, bevor es ihn - eigentlich zufällig - als Theatermusiker in die Regie gedrängt hat. Ausschlaggebend war da sicher die Begegnung mit dem Schweizer Originalgenie Christoph Marthaler, wobei Marton sich von ihm wesentlich unterscheidet: Das Absurde, Starre, Widerspenstige nimmt bei dem jungen Ungarn andere, flüssigere Formen an. Die Nachfrage danach ist jedenfalls groß.
Regisseur nimmt Auszeit
Es sei aber für ihn wichtig, nicht zu sehr in Routine zu verfallen. Deswegen brauche er nun auch mal eine Auszeit. Im Herbst will er sich wieder einem Musiktheaterwerk mit Bachs "Wohltemperiertem Klavier" widmen. Die Premiere dieser bereits zweiten Auseinandersetzung Martons mit Bach wird wieder an der Berliner Schaubühne stattfinden.
In Berlin lebt der 35 Jährige seit mehr als zehn Jahren und die Stadt ist für ihn nach wie vor ein wichtiger Impulsgeber bei seiner originellen Musiktheaterarbeit.