UniCredit-Chef gegen Verzögerungen

Ghizzoni drängt auf rasche Athen-Hilfe

Die Unicredit Gruppe ist die fünftgrößte Bank Europas - und Eigentümerin der Bank Austria. Der Chef der Unicredit, Federico Ghizzoni, war jetzt in Wien - er drängt auf eine rasche Lösung des Problems Griechenland, aber ohne die Banken in die Pflicht zu nehmen.

Mittagsjournal, 17.06.2011

Bankrott verhindern

Der Vorstandschef der italienischen Bank-Austria-Mutter UniCredit, Federico Ghizzoni, dringt auf schnelle Entscheidungen im Streit um die Griechenland-Rettung. Die Märkte seien nervös. Es gelte jetzt akut, einen Bankrott zu verhindern. Die Folgen für andere schwache Euroländer wären gefährlich. Für ganz Europa und den Euro wäre ein griechischer "Default" extrem negativ, warnte Ghizzoni vor Journalisten in Wien. Die sogenannte "Wiener Initiative" für Osteuropa, die von Politikern jetzt gern als Muster für eine Lösung für Griechenland zitiert wird, habe eine ganz andere Basis gehabt.

Private Hilfe nur freiwillig

Ghizzoni warnte vor allem vor einem ungeordneten Zahlungsausfall Griechenlands, der im Interesse von ganz Europa vermieden werden müsse. Gegen eine Einbindung des privaten Sektors bei den neuen Griechenlandhilfen hat der UniCredit-Chef prinzipiell nichts, versicherte er. Noch habe man zu wenig Details. Er pocht dabei aber jedenfalls auf Freiwilligkeit. Zwangsumtäusche von Staatsanleihen lehnt er ab.

Mit dem Ersatz alter Anleihen durch neue mit längerer Laufzeit (roll over) würde fürs erste ein scharfer Haircut abgewehrt, auf lange Sicht schließt der UniCredit-Chef eine derartige Umschuldung der Griechen-Außenstände aber auch nicht aus.

Wiener Initiative nicht vergleichbar

Zur einstigen "Wiener Initiative" von rund sieben europäischen Banken, die sich darauf verständigten, in der Finanzkrise in Osteuropa zu bleiben, die Kreditlinien dort nicht zu kappen und damit auch ihr dort eingesetztes Kapital zu wahren, sieht Ghizzoni ein paar Unterschiede: Obwohl die Ost-Aktion damals auch mit IWF-Programmen für die Oststaaten verlinkt war, war der Wiener Plan rein freiwillig, auf privater Basis einiger Banken. Die Politik spielte nicht mit. Und vor allem: Damals habe es sich um den Heimmarkt der Banken gehandelt. Griechenland sei das für die Banken aus Europa nicht.

Nur 800 Millionen in Griechen-Anleihen

UniCredit hat nach Angaben von Ghizzoni griechische Staatsanleihen für rund 800 Mio. Euro in den Büchern, auch in Spitzenzeiten seien es nie mehr als 900 Mio. Euro gewesen. Er stellte die Summe allerdings in Relation zur Bilanzsumme des Mailänder Konzerns von fast einer Billion Euro.

Mehr in Italien investiert

Ebenso in Relation zum Bilanzvolumen der größten Bank Italiens stellt der UniCredit-Chef die Summe von 35 Mrd. Euro an italienischen Staatsanleihen in den Büchern. Das von den Ratingagenturen schon mit "Warnschüssen" versehene Italien lässt sich laut Ghizzoni mit dem pleitebedrohten Griechenland aber überhaupt nicht vergleichen. Die Schulden Italiens seien "im Land", das Problem Italiens sei nicht die Verschuldung, sondern das extrem langsame Wachstum und die weiter wachsende Kluft zwischen dem Norden und dem Süden.

Expansion nach Russland und China

Dass sich russische Banken in Europa erstmals auf Akquisitionstour begeben - unter anderem die russische Staatsbank Sberbank mit ihrem neuen Berater Alessandro Profumo (Ghizzonis Vorgänger an der UniCredit-Spitze) - nimmt Ghizzoni zur Kenntnis. In einigen früheren Ostblockstaaten dürften aber Ressentiments gegen russische Banken bestehen. Mit der Sberbank sei UniCredit schon lang freundschaftlich verbunden.

UniCredit selbst werden derzeit wieder Akquisitionsgelüste in Russland nachgesagt, ebenso für Polen und die Türkei. Dazu blieb Ghizzoni bedeckt. Er will sich auch in entfernteren Wachstumsgebieten umsehen. Allen voran in Asien, wo es jetzt aber nicht um Bankenkäufe geht. In China sind derzeit drei Filialen in Planung, sagte der UniCredit-Chef am Donnerstag.

Bank Austria bleibt Osteuropa-Zentrale

Die Bank Austria und die von hier aus gesteuerte Ostdivision von UniCredit werde weiter in Wien bleiben, sagte Ghizzoni. Es gebe keinen Grund davon abzugehen. Auch die als zu hoch kritisierten Bankensteuern sollen nicht dazu führen, dass Assets woandershin verlagert werden. (Text: APA, Red., Audio: ORF)