Legende mit Modernisierungswahn
Sergio Mendes beim Jazzfest Wien
Was Pelè für den brasilianischen Fußball ist, ist Sergio Mendes für die brasilianische Musik: Eine lebende Legende. Am Samstag, 2. Juli 2011 spielt Sergio Mendes im Rahmen des Jazzfest Wien ein Open-Air-Konzert bei der Fernwärme Wien. Mit seiner aktuellen Musik will er junges Mainstream-Publikum zu erreichen.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 01.07.2011
Siegeszug der Bossa Nova
Vor 45 Jahren gründete Sergio Mendes die legendäre Band Brazil 66, die mit ihrem Hit "Mas Que Nada" in den späten 1960er Jahren wesentlich zum internationalen Siegeszug brasilianischer Bossa-Nova-Rhythmen beitrug.
Sergio Mendes sagte später in einem Interview: Für brasilianische Musik war der Bossa Nova das, was Bebop für den Jazz gewesen ist: das Tor zur Moderne." Sein Easy-Listening-Style wurde zur Trademark - heute ist Sergio Mendes eine lebende Legende, wenn er auch musikalisch auf seinen neusten Alben wesentlich vom Ruhm der frühen Jahre zehrt.
Genre-Mix
Nachdem sich Mendes ab Mitte der 1990er Jahre weitgehend aus dem Geschäft zurückgezogen hatte, meldete er sich 2006 mit dem Album "Timeless" überraschend zurück. Es war dies eine Zusammenarbeit mit Will.i.am, Mitglied der bekannten Hip-Hop-Formation Black Eyed Peas. Eine Zusammenarbeit, die ihm gezeigt habe, dass seine Musik auch noch heute beim jungen Publikum gefallen finde, so Mendes.
Alte Hits und noch nicht veröffentlichte Nummern wurden ausgegraben und mit Hip Hop, elektronischen Elementen sowie einer illustren Gästeliste aufgepeppt. Zwischen "Timeless" und dem nachfolgenden Album "Encanto" holte sich Mendes etwa Justin Timberlake, Fergie und Jovanatti mit an Bord. Ein musikalisch teils noch interessanter, teils aber schon etwas verzweifelt wirkender Versuch, junges Mainstream-Publikum zu erreichen. Ein Versuch, der dann 2010 mit dem Album "Bom Tempo" seine musikalische Fortsetzung fand.
Modernisierungswahn
Nun wieder mit vorwiegend brasilianischen Künstlern und Künstlerinnen, scheint Sergio Mendes hier einem gewissen Modernisierungswahn verfallen zu sein, in dem man den Bossa-Nova-Meister Mendes nur noch erahnen kann.
Gute Zeiten, gutes Wetter - so Mendes zu "Bom Tempo". Gute-Laune-Musik zwischen Dancefloor und Strandbar.
Dem leichten Zuhören macht Mendes jedenfalls auch mit dem neuen Album alle Ehre. Und spätestens nach dem zweiten oder dritten Cocktail sollte dann das sommerliche Gute-Laune-Feeling vom inzwischen 70-jährigen Mendes auch auf das Publikum übergesprungen sein - trotz oder vielleicht ja auch wegen der Musik.