Porträt: Yingluck Shinawatra

Marionette und Versöhnerin

Die neue Ministerpräsidentin Thailands Yingluck Shinawatra verspricht dem gespaltenen Land Versöhnung. Doch für ihre Gegner ist sie nur eine Marionette ihres Bruders, des vor fünf Jahren vom Militär gestürzten Premiers Thaksin Shinawatra.

Mittagsjournal, 4.7.2011

Erst vor sechs Wochen in die Politik eingestiegen, ist es Yingluck Shinawatra sehr schnell gelungen, die Massen für sich einzunehmen. Sie hat Charisma, Charme und ein gewinnendes Lächeln - Eigenschaften, die ihre Wahlkampfmanager sehr bewusst einsetzten, um eine bestimmte Botschaft zu verbreiten: Vor Yingluck muss sich niemand fürchten, sie wird das Land nach fünf Jahren der Gewalt und politischen Instabilität wieder versöhnen.

Ohne politische Erfahrung

Die 44-Jährige arbeitete nach einem Studium in Thailand und in den USA als Managerin von Telekom- und Immobilienkonzernen, die ihrer Familie gehören. Politische Erfahrung sammelte sie vor ihrem überraschenden Einstieg in den Wahlkampf vor 40 Tagen aber keine. Sie sei eine Marionette ihres vor fünf Jahren vom Militär gestürzten Bruders, sagen ihre Gegner.

Im Wahlkampf hat Yingluck versprochen, die Interessen der verarmten Landbevölkerung in den Mittelpunkt zu stellen - eine Politik, für die ihr gestürzter Bruder immer noch von einem Teil der thailändischen Bevölkerung verehrt wird.

Bruder im Exil

Bisher lenkte ihr Bruder die Geschicke der Pheu-Thai-Partei, auch als er schon im Exil in Dubai war, wohin er vor einer drohenden Gefängnisstrafe flüchtete. Eine Amnestie könnte Thaksim Shinawatra die Rückkehr ermöglichen. Damit habe er es nicht aber eilig, sagt Thaksim: „Ich will wirklich zurückkehren, aber ich werde auf den richtigen Moment, auf die richtige Situation warten. Ich will eine Versöhnung in Thailand. Und ich will nicht, dass ich selbst zum Hindernis dieser Versöhnung werden.“

Auch Thaksims Schwester, die nunmehr neue Premierministerin, verspricht, die Versöhnung des zwischen Anhängern und Gegnern ihres Bruders gespaltenen Landes voranzutreiben. Ob ihr das gelingen wird? Yingluck Shinawatra hat zwar einen beeindruckenden Wahlsieg errungen, weite Teile des Landes stehen aber nicht hinter ihr.