Manipulationen im großen Stil?

Fußball-Skandal in der Türkei zieht weite Kreise

In der Türkei zieht ein Fußball-Skandal immer weitere Kreise. 60 Funktionäre, Spieler, Trainer und Sportjournalisten wurden verhaftet. Ihnen wird vorgeworfen, im großen Stil Spiele manipuliert zu haben.

Mittagsjournal, 5.7.2011

Christian Schüller

Traditionsclub Fenerbahce im Zwielicht

So soll der Istanbuler Traditionsclub Fenerbahce seinen 18. Meistertitel nicht deshalb gewonnen haben, weil sie Mannschaft besser gespielt hat als andere, sondern weil sie mehr Geld geboten hat. Es war nicht nur ein rein sportlicher Erfolg, als Fenerbahce vor etwas mehr als sechs Wochen zum 18. Mal türkischer Meister wurde, und damit Erzrivalen Galatasaray überholte. 70 Millionen Lire, also etwa 30 Mio. Euro, soll der Meistertitel dem Club gebracht haben. Monatelang waren die Aktien von Fenerbahce an der Börse immer teurer geworden: Ein Triumph für den Club-Präsidenten Aziz Yildirim, einen der reichsten und einflussreichsten Männer der Türkei.

Manager aus dem Bett geholt

Doch vergangenen Sonntag holten Sondereinheiten der Polizei den Supermanager frühmorgens aus dem Bett. Zur gleichen Zeit wurden in elf türkischen Provinzen Fußballtrainer, Spieler, Funktionäre und Sportjournalisten festgenommen, inzwischen sind es schon 60. Sie alle stehen unter dem Verdacht, den Ausgang von Spielen manipuliert zu haben, um daran in irgendeiner Form zu verdienen. Nicht nur die Welt des Rekordmeisters Fenerbahce scheint plötzlich zusammengebrochen – der gesamte türkische Fußball steht nun in einem schiefen Licht.

Tore fielen wie von allein

20 Spiele werden von der Polizei derzeit genau unter die Lupe genommen, weil es Hinweise darauf gibt, dass nicht der Bessere, sondern der Meistbietende gewonnen hat. Im Mittelpunkt der Untersuchungen steht jenes Spiel, mit dem sich Fenerbahce den Meistertitel gesichert hat, der 4:3-Sieg gegen Sivasspor. Schon damals war die Partie Sportjournalisten seltsam vorgekommen. Die Tore für Fenerbahce fielen wie von allein. Denn der Tormann von Sivasspor, Korcan Celikay, wirkte in manchen Szenen wie ein Statist. Jetzt ist auch er unter den Verhafteten.