Die Lebensgeschichten zweier konträrer Computerpioniere

Steve Jobs und Paul Allen

Lesen Sie diesen Text auf einem PC mit dem Betriebssystem von Microsoft Windows oder auf einem Mac oder Ipad der Marke Apple? Der Machtkampf in der IT-Branche ist relativ neu: Microsoft ist lange Zeit marktbeherrschend.

Apple führt ein Nischendasein bis Steve Jobs zu Apple zurückkehrt und Ipod, Iphone und Ipad kreiert.

2011 gilt Apple als wertvollste Marke der Welt. Microsoft liegt nur auf Platz fünf, mit einem Marktwert, der nur halb so groß ist, wie der von Apple. Nicht nur Design, Funktionalität und Sound beim Starten der Computer sind unterschiedlich, auch die Unternehmensgeschichten und die der zwei konträren Computerpioniere: 2011 erscheinen die Biographie "iLeadership" über Steve Jobs, CEO und Mitgründer von Apple und die Autobiographie "Idea Man" des Microsoft-Mitgründers Paul Allen.

Technikbesessener Ingenieur vs. Technik-Magier

Bill Gates und Paul Allen, die Gründer von Microsoft, kennen sich seit der Schulzeit, nächtelang schreiben sie gemeinsam an Computerprogrammen. Paul Allen schildert in seiner Autobiographie die Zusammenarbeit als konfliktreich, aber inspirierend.

"So hatten wir wieder einmal die halbe Nacht über einem Steuerungscode gebrütet, ohne den Bug darin zu finden. Bill starrte immerfort auf den Ausdruck, in dem der Fehler versteckt sein musste und plötzlich sagte er nur: "X!" und brach in ohnmächtiges Gekicher aus. Wir hatten inmitten einer Zeile eine Variable, die keinerlei Sinn hatte einfach stehen gelassen. "X" brüllte ich los, und dann wälzten wir uns vor Lachen auf dem Boden."

Steve Jobs hingegen eignet sich Technikwissen, Systemaufbau, Details zum Macintosh-Design und zur Funktionalität erst an. Jay Elliot beschreibt in "iLeadership", wie sich Jobs in einen "Technik-Magier" verwandelt, sodass er nach kurzer Zeit mit jedem Ingenieur die Details seiner Arbeit diskutieren kann. Ein Wissenschaftler lobt das damals noch kleine aber engagierte Apple-Team.

"Was mich beeindruckt hat, war die Tatsache, dass ihre Fragen besser waren, als alle die ich in den sieben Jahren zuvor, die ich bei Xerox arbeitete, gehört hatte. Die Fragen waren besser als die von unsren eigenen Angestellten, Professoren, Studenten, Besuchern. Sie zeigten, dass sie alle Implikationen verstanden hatten, auch die Details. Niemand sonst, der das Demo-Material gesehen hatte, hatte so sehr die Details ins Auge gefasst. Warum waren da Muster in der Titelzeile des Fensters? Warum sahen die Pop-Up-Menüs so aus, wie sie aussahen?"

Piraten, Meuterei und Tyrannen

Mit einer Plakatwerbung "Why join the navy, if you can be a pirate?" macht Apple schon früh auf sich aufmerksam. Piraten und Meuterei - das passt zum Arbeitsstil und der Mitarbeiterführung von Steve Jobs, meint der ehemalige Apple-Manager Jean Louis Gassé, der Steve Jobs als kompetenten Tyrannen beschreibt.

Tolle Produkte seien keine Kinder der Demokratie, dafür brauche man einen kompetenten Tyrannen, so der ehemalige Mitarbeiter. Auch Beschwerden von Technikern stoßen bei Steve auf taube Ohren. Bei der Entwicklung des Iphone, das nebenbei erwähnt erst nach dem Ipad kreiert wurde, verlangt Steve Jobs von seinen Mitarbeitern kompromisslos: "Dieses Telefon wird nur einen Knopf haben. Kriegt raus, wie."

Die beiden Bücher zeigen, mit welchen unterschiedlichen Führungsstilen die beiden Protagonisten an ihre Arbeit in der Technik-Welt herangehen und welche verspielten und praktischen Produkte daraus entstehen. Jay Elliots Beschreibung ist sehr schwärmerisch und stellt Steve Jobs auf ein Podest. Paul Allens Biographie ist voll mit Computernamen, Technikausdrücken, ersten Programmierschritten, aber auch sehr persönlich gehalten.

"Als der IBM-PC dann mit unserem Betriebssystem im Bauch ausgeliefert wurde, wurde mir bewusst, dass der Code, an dem ich mitgeschrieben hatte, von Grund auf verändern würde, wie die Menschen arbeiten, spielen und kommunizieren. Wer je so eine Wirkung erzielt hat, sieht einen ganz anderen Sinn im Leben. Solche Gefühle machen süchtig."

Kampf um die Benutzer

Paul Allen analysiert auch die aktuelle Lage der Unternehmen sehr treffend. Microsoft habe vermutlich mehr Einfluss auf das tägliche Leben der Menschen als jedes andere Unternehmen der Welt, so Allen. Windows werde weltweit über eine Milliarde Mal eingesetzt. Als Problem sieht er, dass das Unternehmen mehr als ein Jahrzehnt verschlafen hat - bei Internetsuche, Smartphones, sozialen Netzwerken und digitalen Medien.

Die digitale Strategie von Apple hingegen ist erfolgreicher. Wenn Steve Jobs zur Apple-Pressekonferenz ruft, verfällt die digitale Welt in helle Aufregung. Nervöser Medienrummel und wilde Spekulationen, welches Produkt Steve Jobs diesmal präsentiert, sorgen für die notwendige Publicity und liefern Stoff für den Mythos Apple.

Eine Marke, ein Hype, und mittlerweile ein "High-Tech-Disney" wie Jay Elliot das Unternehmen beschreibt, die Kunden seien von allem gefesselt, das mit Apple in Verbindung steht, selbst wenn sie sich nicht einmal sicher seien, warum.

Service

Jay Elliot, William L. Simon, "Steve Jobs iLeadership: Mit Charisma und Coolness an die Spitze", aus dem Amerikanischen von G. Maximilian Knauer.

Paul Allen, "Idea Man. Autobiographie des Microsoft Mitgründers", aus dem Englischen von Petra Pyka und Birgit Schöbitz

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