Wellenreiten in Santa Cruz

Surfin' USA

Es ist 125 Jahre her, als ein paar junge Männer aus Hawaii die Mission High School im kalifornischen Santa Cruz besuchten. In ihrer Freizeit glitten sie, sehr zum Erstaunen der lokalen Bevölkerung, auf merkwürdigen Brettern stehend über die Brandung von Cowells Beach.

Damals machte man sich über das merkwürdige Verhalten der jungen Herren noch lustig, doch bald hatten sie immer mehr Anhänger gefunden. Bereits 1936 wurde in Santa Cruz einer der ersten Surf-Clubs der USA gegründet. Von hier aus verbreitete sich das Wellenreiten in der ganzen Welt.

"Seit ich zehn bin, surfe ich schon. Ich habe bisher 350 Bretter verbraucht", erzählt Edward, einer der Surf-Veteranen von Santa Cruz. Am Steamer Lane ist die berühmteste und gefährlichste Stelle zum Wellenreiten. Schon einige Männer haben an diesem Küstenabschnitt ihr Leben verloren, denn hier türmen sich die Wellen in schwindelnde Höhen.

50 Kilo schwere Holzbretter

Das Surfing Museum von Santa Cruz befindet sich ganz in der Nähe in einem Backstein-farbenen Leuchtturm. Harry Mayo ist 86 Jahre alt. Im Museum werden viele seiner alten Schwarz-Weiß-Aufnahmen gezeigt. Daneben sind alte Holz-Surfbretter und andere Utensilien ausgestellt. Über zehntausend Besucher zählt das Museum jährlich. Im runden Schauraum reihen sich große, vier Meter lange Baumstämme neben den kleinen Schaumbrettern.

Der aufgeweckte, alte Mann sprüht vor Energie als er auf ein schwarz-weißes Foto zeigt. Eine Scheune in Strandnähe war für die Sportler die Rettung, erzählt Harry. Zu schwer waren damals die 50 Kilo schweren Holzbretter, um sie zum Meer zu schleppen. Junge Menschen in Badeanzügen sind auf den Fotos zu sehen, mit Picknicktisch und Lagerfeuer.

Man konnte nicht sehr lange draußen bleiben, erinnert sich Harry Mayo. Früher gab es große Feuerstellen an der Felswand. Und im Vereinshaus einen kleinen Ofen, der ununterbrochen geheizt wurde. Besonders wenn der Wind wehte, war es ziemlich kühl.

Das "Bretter-schwimmen"

Das Museum wird mit Spendengeldern finanziert, denn die Stadtverwaltung musste seit der Finanzkrise die Zuschüsse für das Museum fast komplett streichen. Eigentlich eine Schande, findet Kim Stoner, Sprecher der Surfing Preservation Society, denn in Santa Cruz wurde zum ersten Mal auf dem Festland der USA auf Wellen geritten.

Kim zitiert aus einem historischen Dokument: "Die Zeitung 'The Daily Santa Cruz' berichtete im Juli 1885, wie hier junge Prinzen aus Hawaii auf dem Meer interessante Vorführungen darboten. Das damals sogenannte Bretter-schwimmen hatten sie auf ihren Inseln schon lange praktiziert."

Erster Bericht aus 1778

Tatsächlich stammt das Wellenreiten von den hawaiianischen Inseln. Bereits 1778 berichtete Kapitän James Cook vom hier üblichen Wellenreiten. Auch von den vielen Riten schrieb er und von den Privilegien des hawaiianischen Adels, dem die Strände mit den besten Wellen vorbehalten waren.

Heute ist Wellenreiten in Kalifornien so beliebt wie hierzulande das Fußballspielen - auch Hausfrauen und Rentner stehen am Brett. Jeder, der Santa Cruz besucht, sollte es versuchen, meint Kim Stoner. Doch Vorsicht: Suchtgefahr!

Text: Jadranka Kursar

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