Schuldenkrise spitzt sich zu

Sind USA bald zahlungsunfähig?

Nicht nur in Europa sind die Schulden ein Thema, auch in den USA wird jetzt heftig darüber gestritten. Präsident Obama braucht die Zustimmung der Republikaner im Kongress, um weitere Schulden machen zu können. Doch die zieren sich, und die Zeit wird knapp: Ohne Einigung, droht ab August die Zahlungsunfähigkeit.

Mittagsjournal 14.7.2011

"Genug ist genug"

Der Streit um die Schulden hat sich bei der letzten Sitzung in der Nacht auf Donnerstag dramatisch zugespitzt. Präsident Obama soll wütend und abrupt die Sitzung verlassen haben, mit den Worten "genug ist genug." Die Republikaner weigern sich nach wie vor, einem höheren Schuldenlimit zuzustimmen. Denn Obama will gleichzeitig auch höhere Steuern für die Superreichen einführen, was die Republikaner strikt ablehnen.

Ein Kompromiss ist derzeit nicht in Sicht. Sollte aber die größte Wirtschaftsmacht der Welt in die Zahlungsunfähigkeit schlittern, könnte das weltweite Folgen haben, warnt die neue Chefin des Internationalen Währungsfonds, Christine Lagarde.

Pokern bis Fünf nach Zwölf?

Weniger dramatisch sieht die Situation die Chefanalystin der UniCredit, Monika Rosen. Sie geht von einer Einigung aus, es sei sehr viel Taktik der Parteien im Spiel: "Sowohl die Republikaner, wie auch die Demokraten wollen eine Sekunde zu früh Terrain hergeben", so Rosen, "man wird bis zur letzten Sekunde und vielleicht sogar bis fünf Minuten danach, pokern."

Der aktuelle Streit hat wieder den riesigen Schuldenberg der USA in den Blickpunkt gerückt. Er macht mittlerweile 100 Prozent der Wirtschaftsleistung aus. Zum Vergleich: das zuletzt so gebeutelte Italien hat einen Schuldenstand von 120 Prozent. Und das Defizit der USA, also die jährliche Neuverschuldung, ist mit zehn Prozent auch ziemlich hoch.

Staatsanleihen bleiben attraktiv

Dass die Amerikaner immer noch das beste Rating haben, nämlich das Triple A, das hat mehrere Gründe. Einer davon ist, dass amerikanische Staatsanleihen immer noch ungebrochen attraktiv sind. Viele Länder legen ihr Geld nach wie vor in amerikanischen Anleihen an, und borgen den USA damit weiter Geld, sagt Monika Rosen.

Zu den bekannten Nachfragern gehören zum Beispiel asiatische Notenbanken, darunter China. Kein anderer Staatsanleihenmarkt habe diese Größe und dies Liquidität, so Rosen: "Und das ist ein Startvorteil, den die Amerikaner einfach genießen."

Sparpaket notwendig?

Das ändert aber nichts daran, dass die USA mittelfristig etwas gegen ihre Schuldensituation tun müssen. Vor allem das Defizit sei derzeit einfach zu hoch, sagt die Uni-Credit-Analystin. Hier wären härtere Schritte notwendig, um die Ausgaben zu zügeln, glaubt Rosen: "Da haben die Amerikaner sicher noch mehr vor sich, als sie bisher getan haben." Ansonsten droht den Amerikanern, was schon vielen europäischen Ländern passiert ist - nämlich die Herabstufung durch die Rating Agenturen.