ÖVAG muss wohl zur "Nachprüfung"

Spannung vor Bankenstresstest-Ergebnissen

Die Spannung steigt, und viele Blicke richten sich Richtung London. Kurz nach Börsenschluss in Europa wird die EU-Bankenaufsicht um 18:00 Uhr die Ergebnisse des jüngsten Bankenstresstests veröffentlichen. Insgesamt mussten sich 91 Finanzhäuser aus den EU-Staaten sowie Norwegen der Prüfung unterziehen.

Mittagsjournal, 15.7.2011

Volker Obermayr

Stresstest "wie Belastungs-EKG"

Beim ersten, nicht so harten Test, waren sieben Institute durchgefallen. Diesmal dürften es mehr sein, weil Geldhäuser in Griechenland, Spanien sowie Portugal als wenig solide gelten. Wochenlang haben Bankenaufsicht sowie nationale Notenbanken Szenarien durchgespielt, mehr als 3.000 Positionen pro Institut waren zu untersuchen.

Der Test war härter und strenger als beim ersten Mal, sagt Andreas Ittner, Direktor der Nationalbank. Er zieht folgenden Vergleich:
"Ein Stresstest ist vergleichbar mit einem Belastungs-EKG. Ich erhöhe die Problemsituation für eine Bank und schaue dann, ob sie die Schwierigkeiten im Kapital ausreichend berücksichtigen kann."

Konjunktureinbruch simuliert

Simuliert haben die Aufseher einen massiven Konjunktureinbruch, der sich über zwei Jahre zieht. In dieser Zeit, so die Annahme, steigen Zinsen und Arbeitslosigkeit, die Kurse von Fremdwährungen sowie Aktien oder Anleihen sinken. Die Institute mussten diverse Szenarien anwenden und ausrechnen, wie viel Geld nach einer solchen Krise noch sicher zur Verfügung steht. Als Grenze hat die Bankenaufsicht fünf Prozent für das sogenannte harte Kernkapital festgelegt. Dazu zählen Stammkapital, Kapital- und Gewinnrücklagen sowie eigene Aktien.

"Banken, die hier durchkommen, sind jedenfalls für die ökonomischen Erwartungen gut gerüstet", sagt Ittner.

Kommt Volksbanken AG nicht durch?

Wer nicht durchkommt oder nur knapp besteht, muss gleichsam zur Nachprüfung. Innerhalb eines halben Jahres muss das Kernkapital jenseits der Fünf-Prozent-Marke liegen, sei es durch Verkäufe von Anteilen oder durch neues Kapital. Staaten dürfen den Instituten mit Geldspritzen und Garantien helfen.

In Österreich dürfte es die Volksbanken AG treffen. Ein "Bestanden" im zweiten Anlauf scheint jedoch sicher. Die Sberbank aus Russland will die Osttochter um mehrere Hundert Millionen Euro kaufen. Rechtzeitig bis Jahresende soll das Geschäft abgeschlossen sein.

Heimische Banken gut aufgestellt

Rechtzeitig bis Jahresende soll das Geschäft abgeschlossen sein. Keine Probleme dürften durch den Stresstest die Erste sowie Raiffeisen haben. Die Bank Austria ist im Ergebnis ihrer Mutter Unicredit zu finden. Ein deutlich positives Ergebnis gilt als sicher.

Grundsätzlich seien die heimischen Institute gut aufgestellt, so Nationalbank-Direktor Ittner: "Wir haben aber schon mehrfach gesagt, dass sie auf der Kapitalseite durchaus noch nachziehen sollten. Es wird sich aber gerade in diesem Stresstest herausstellen, ob sie mit der neuen Kapitaldefinition sogar besser liegen, als das bisher der Fall war."

Zu viel Transparenz?

Ein Ziel des Stresstests ist es, Transparenz in die Bankenwelt zu bringen und die Finanzmärkte zu beruhigen. Mancher Bankmanager fürchtet jedoch genau das Gegenteil. Durch den Test würden jede Menge Zahlen sowie Geschäftsstrategien bekannt, kritisiert etwa Gerhard Hofmann, Vorstandsdirektor der deutschen Volksbanken/Raiffeisengruppe. Das schaffe vielleicht Transparenz, aber nicht unbedingt Vertrauen bei den Kunden.

"Es kann passieren, dass eine solcher Stresstest zu einer sich selbst erfüllenden Prophezeiung führt und Banken, die schlecht abschneiden, dann systematisch unter spekulativen Druck geraten, bis dieser Druck gar nicht mehr aushaltbar wäre", sagt Hofmann.

Keine Überraschungen

Die meisten Analysten nehmen die Testergebnisse zumindest noch gelassen - die Lage der meisten Institute ist ihnen bekannt. Sie erwarten daher deutlich mehr Bestätigungen als eine Überraschung.