Ein Besuch im Kinderheim Schloss Judenau

Kinderheime: "Das Beste aus der Situation machen"

Viele Kinderheime in Österreich waren bis in die 70er Jahre im Grunde genommen Kindergefängnisse. Deutlich besser wurde die Situation der rund 11.000 Kinder in Österreich beschrieben, die heutzutage nicht zu Hause wohnen dürfen oder können. Aber auch heute leiden viele Heimkinder - an der Ungewissheit ihrer Situation, an Heimweh, wie zum Beispiel im Kinderheim Schloß Judenau bei Tulln in Niederösterreich.

Familiengruppen statt Schlafsäle

Mächtige Türme, 5 Meter hohe Gänge in denen die Schritte laut hallen. Äußerlich und zum Teil auch im Inneren unterscheidet sich Schloß Judenau wenig von den Kindergefängnissen der 70er Jahre.

"Der Unterschied liegt drinnen.", sagt der Leiter von Schloß Judenau Gottfried Bayer. In der großen Wohnküche einer Familiengruppe bereiten sieben Kinder zwischen 3 und 14 Jahren, eine gesunde Jause zu. Obst wird geschnitten und zu Saft gepresst. Die Kinder machen einen fröhlichen Eindruck und zwei Mädchen zeigen stolz ihre zweistöckigen Zimmer mit Holzzwischendecke.Zimmer mit ein bis drei Betten haben längst die Schlafsäle mit 20 Betten ersetzt.

Mittagsjournal, 22.10.2011

Kinder können hinaus

Die Kinder sind auch nicht eingesperrt, können aus- und eingehen und besuchen Schulen außerhalb von Judenau. Schloß Wilhelminenberg und Schloß Judenau kann man nicht vergleichen, meint der 17-Jährige Peter.

Heimweh haben fast alle

Aber: Obwohl die Gründe für Kindesabnahmen und Leben in Heimen meist Verwahrlosung und Gewalt in Familien sind, leiden viele Kinder und Jugendliche an Heimweh, nach ihrer Familie.

Einer der Schützlinge ist die 14-Jährige Natascha. Seit ihrem dritten Lebensjahr lebt sie hier und doch hat sie bis vor kurzem nicht wirklich gewusst, was die Auslöser für die Kindesabnahme waren. "Das haben´s mir nie g´sagt. Meine Mutter hat´s mir vor ein paar Wochen erst gesagt, warum ich da bin."
Natascha sagt, erst jetzt sei ihr bewusst: "Der Vorteil ist, dass ich hier geschützt bin wenigstens und ein gutes Zuhause hab' auch."

Immerhin darf die 14-Jährige am Wochenende fast immer zuhause schlafen: "Eine zum Beispiel, die darf am Sonntag heim aber nicht daheim schlafen. Das ist das schlimme. Ich wünschte für sie, dass sie daheim schlafen könnte."

Vertrauenspersonen von außen fehlen

Was es für die Kinder in Schloß Judenau nicht gibt, sind Vertrauenspersonen von außerhalb, wie sie von einigen Kinderschützern gefordert werden. Vertrauenspersonen, die keine Autoritätsposition haben als Erzieher oder Mitarbeiterinnen der Jugendwohlfahrt haben.

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