Verkauf von Obst und Gemüse lohnt sich nicht mehr

Italien: Bauern lassen Ernte verrotten

Italiens Bauern lassen derzeit Millionen Tonnen Obst und Gemüse auf ihren Feldern verrotten. Für die Landwirte zahlt sich die Ernte nicht aus, da die Supermärkte ihnen zu wenig zahlen. Die Lebensmittel in Italien sind trotzdem so teuer wie nie zuvor. Jetzt wehren sich die Bauern gegen diese Ungerechtigkeit.

Mittagsjournal, 10.8.2011

Robert Uitz

Millionen Tonnen Früchte verfaulen

Kein Maschinengeräusch trübt die ländliche Idylle auf vielen Feldern Italiens. Dabei sollte man dieser Tage eigentlich Traktoren bei der Ernte hören können. Doch stattdessen verrotten gerade zwei Millionen Tonnen reifer Wassermelonen, tausende Tonnen Pfirsiche, Nektarinen, Paprika, Tomaten und Melanzani auf den fruchtbaren Anbaugebieten.

Obstpreise drastisch gesunken...

Die Preise, die die Bauern für Obst und Gemüse von den Großabnehmern wie Supermarktketten und Zwischenhändlern bekommen, sind im Vergleich zum vergangenen Jahr um fast ein Drittel gefallen. Schuld daran ist einerseits die gute Ernte, aber auch die billigen Importe aus dem Ausland setzen den Bauern stark zu.

...dafür Spritpreise stark gestiegen

Die Spritpreise hingegen sind um ein Viertel gestiegen. Auch das trifft die Landwirte, verbrauchen ihre Ernte- und Transportfahrzeuge doch große Mengen Treibstoff. Um nur einen Liter Diesel bezahlen zu können muss ein Bauer acht Kilo Pfirsiche verkaufen. Und das führt dazu, dass sich die Ernte für viele Bauern schlichtweg nicht mehr rentiert.

Supermärkte: Horrende Preisaufschläge

Allerdings kommt der Preisverfall nicht bei den Kunden an. In den Supermärkten bezahlen sie für Obst und Gemüse mehr denn je. Der Preisaufschlag ist zum Teil abenteuerlich hoch, hat die Direktvermarktungsinitiative "Col Diretta" berechnet. So wird bei Eisbergsalat bis zu 550 Prozent draufgeschlagen, bei Nektarinen 470 Prozent und bei Wassermelonen knapp 300 Prozent.

Bauern setzen auf Direktverkauf

Diese Praxis stößt vielen Bauern sauer auf - sie wollen einen größeren Teil vom Kuchen abbekommen.
Nun suchen Landwirte den direkten Weg zu den Konsumenten. Diesen verspricht man frischere Ware und niedrigere Preise. "Ich biete Honig für fünf Euro an - im Supermarkt zahlen sie dafür acht, neun, vielleicht sogar zehn Euro", bewirbt ein Bauer, der einen kleinen Stand betreibt, seine Produkte.

Preisfindung per SMS

Es sind vor allem mittelständische und Kleinbauern die auf Selbstvermarktung umsatteln. Die großen kommen mit den Preisen noch immer ganz gut zurecht. Damit man mit den Eigenverkauf auf den Märkten ein attraktives Angebot hat, aber trotzdem etwas verdient, hat man sich ein System für die Preisfindung einfallen lassen, erzählt Alessandro Chiarelli von "Col Diretta".

"Wir bekommen jeden Tag aus dem Agrarministerium eine Liste mit den maximalen Preisen die für die verschiedenen Obst und Gemüsesorten in Italien verlangt werden. Von diesem Maximalpreis ziehen wir ein Drittel ab - und das ist dann der Preis, um den wir verkaufen", so Chiarelli. Ab Herbst will man dann in ganz Italien solche Märkte errichten.