Schwächelnder Arbeitsmarkt verhindert Erholung

USA droht Rezession

Die Börsen sind wieder im Plus, die Finanzmärkte erholen sich. Doch inwiefern sich die jüngsten Börsentumulte auf die weltweite Konjunktur auswirkt und warum den USA nun eine Rezession droht, darüber gibt Finanzexperte Bernhard Felderer im Ö1 Interview Auskunft.

Mittagsjournal, 10.8.2011

Ellen Lemberger

USA: Gefahr einer Rezession

Die starke Unsicherheit an den Börsen komme von den zum Teil sehr hohen Schulden einzelner Staaten. Ein zu hoher Zwang zum Sparen könne eine Wirtschaft durchaus wieder abwürgen, sagt Bernhard Felderer vom Institut für höhere Studien (IHS). Die Gefahr dafür sieht er derzeit vor allem in den USA, denn die Amerikaner hätten sich immer wieder durch den Konsum aus der Rezession gezogen, so Felderer.

Hohe Arbeitslosigkeit als Problem

Die Verbraucher in den USA sorgen für rund zwei Drittel der gesamten Wirtschaftsleistung des Landes. Dass die Wirtschaft nicht so richtig in Gang komme, liege derzeit also an der Situation am Arbeitsmarkt, so Felderer. "Die Wirtschaft steht eigentlich gar nicht so schlecht da, die Arbeitslosenzahlen sind mit knapp neun Prozent aber immer noch sehr hoch."

Rezessionsangst auch in Europa

Das reiche nicht aus, um einen nachhaltigen Wirtschaftsaufschwung in Gang zu setzen und damit eine konjunkturelle Lokomotive für den Euroraum zu sein, glaubt der Finanzexperte. Im europäischen Währungsraum verliere die Wirtschaftserholung, die nach der schweren Krise von 2008 eingesetzt habe, wieder an Schwung. Eine zusätzliche Gefahr sieht Felderer darin, dass ein möglicher Rückgang der Konjunktur in den USA zeitversetzt auf Europa überschwappen könnte.

China fürchtet Immobilienkrise

In der letzten Finanzkrise ist insbesondere China als Käufer auf den internationalen Märkten in Erscheinung getreten. Die Regierung in Peking hat etwa US-Staatsanleihen im Wert von mehr als einer Billion US-Dollar gekauft. Diesmal werde China aber nicht so stark einspringen, meint Felderer.
"Die Angst der Chinesen ist eher, dass etwas Grundsätzliches, wie zum Beispiel ein Crash auf dem Immobiliensektor auftritt. Nachdem die großen Banken alle mit den Immobilien eng verbunden sind, würde das starke Auswirkungen auf das Weltfinanzsystem haben."

EZB: Kauf von Staatsanleihen keine Lösung

China sei aber immer für Wachstum gut. Auch wenn es derzeit leicht zurückgehe, so habe China immer noch Wachstumsraten von rund neun Prozent und davon profitieren sowohl die USA als auch Europa weiterhin. Sollten hingegen Notenbanken wie die Federal Reserve in den USA oder die EZB in Europa zu lange ohne Gegenmaßnahmen Staatsanleihen aufkaufen, sieht Felderer im Gegensatz zu Nationalbank-Gouverneur Ewald Nowotny sehr wohl die Gefahr einer steigenden Inflation. Und diese dann zu bekämpfen hieße ebenfalls, Wachstum einzubüßen, warnt Felderer.