Ohne Geld müssen Studiengänge schließen
Uni-Rektor bekräftigt Sperrdrohung
Der designierte Rektor der Universität Wien, Heinz Engl, bekräftigt seine Ankündigung, einzelne Studienrichtungen zu sperren, wenn das Budget ab 2013 nicht deutlich erhöht wird - idealerweise um 150 Millionen Euro pro Jahr. Österreich sei ein reiches Land und müsse sich das leisten, appelliert Engl an die Politik.
8. April 2017, 21:58
Morgenjournal, 12.08.2011
Der designierte Rektor der Universität Wien, Heinz Engl, im Gespräch mit Udo Bachmair
Allgemeine Verschlechterung unzumutbar
Sollte es kein zusätzliches Geld geben, sieht Engl keine Alternativen zur Sperre von Studienrichtungen. Die einzige Möglichkeit wäre, die Studienbedingungen in allen Studienrichtungen weiter zu verschlechtern, doch das "ist unzumutbar", so Engl im Ö1 Morgenjournal. Das Problem seien ohnehin nur einige stark überlaufene Fächer. Der ÖH-Forderung nach "zivilem Ungehorsam" steht Engl skeptisch gegenüber. Er sehe noch nicht, wie ziviler Ungehorsam die nötigen Budgetmittel bringen könnte.
Inflation frisst Budget
Aufgrund eines dreijährigen Budgetrahmens stehen Kürzungen in den Jahren 2013 bis 2015 bevor, sagt Engl. Aufgrund der Inflation ergebe sich real um sechs bis zehn Prozent weniger Budget. Damit würde die Uni Wien pro Jahr 40 Millionen Euro mehr benötigen, um den Betrieb aufrechtzuerhalten. Für alle österreichischen Universitäten zusammen komme man auf die - auch von damaligen Rektor und jetzigen Wissenschaftsminister Karlheinz Töchterle geforderten - 300 Millionen Euro. Damit könnte man aber nur den Status quo aufrecht erhalten, der aber schon jetzt nicht zufriedenstellend sei. Wenn man gute Betreuungsverhältnisse wie etwa an den Universitäten Zürich, München oder Berlin anstreben wollte, wären es 900 Millionen für alle Unis oder 150 Millionen Euro nur für die Uni Wien pro Jahr.
"Österreich muss sich das leisten"
Die Frage zu beantworten, woher das Geld dafür kommen soll, sei Aufgabe des Finanzministers, sagt Engl. Aber Österreich als reiches Land könne und müsse sich das leisten, "im Interesse unserer Zukunft". Unterstützung durch private Mittel etwa aus der Wirtschaft wirke nur begrenzt, gibt Engl zu bedenken, denn dieses Geld sei streng zweckgewidmet, etwa für Forschungsprojekte um Auftrag von Industrie und Wirtschaft. "Man kann mit solchen Mitteln niemals die Lücken in der Grundfinanzierung decken", so Engl. Zur Frage von Studiengebühren will sich der designierte Rektor nicht äußern. Das zu entscheiden sei Sache der Politik.
Sperre für Neuzugänge
Was die drohende Einstellung von Studienrichtungen betrifft, beruhigt Engl: Das sei nur die letzte Konsequenz. Außerdem würden keine laufenden Studienrichtungen eingestellt. "Jeder der studiert, kann sicher sein, in der üblichen Studienzeit sein Studien abschließen zu können. Es geht nur darum, Studienrichtungen wenn nötig für Neuzugänge zu sperren." Welche das sind, müsse noch mit den Fakultäten diskutiert werden. Aber noch hoffe er, dass Minister Töchterle wie versprochen noch Geld für die Unis auftreiben kann. "Aber die Zeit ist knapp", so Engl.