Oper mit Nachwuchsstars

"La Calisto" in Innsbruck

Mit Francesco Cavallis "La Calisto" starten die Festwochen für Alte Musik in Innsbruck am Donnerstag, 18. August 2011 ihr Projekt "Barockoper jung". Die Idee, die dahintersteckt, ist revolutionär: Auf der Bühne stehen, bis auf eine Ausnahme, nur Sänger, die am internationalen Gesangswettbewerb für Barockoper im vergangenen Jahr teilgenommen haben.

Mittagsjournal, 18.08.2011

Winziges Musikerensemble

Der Hof der Theologischen Fakultät ist mit seinen umlaufenden Steinsäulen und der barocken Fassade ein zauberhafter Ort, um eine Barockoper über die Bühne gehen zu lassen. Es ist eine in jeder Hinsicht junge Barockoper. Schon als sie entstand, war sie eine der ersten ihres Genres. Für ihre Uraufführung stand nur ein winziges Ensemble zur Verfügung - sieben Musiker, die Franceso Cavallli selbst vom Cembalo aus leitete.

Fast genauso knapp besetzt ist das Ensemble, dem der Italiener Andrea Marchiol jetzt vorsteht. B'Rock, so der ungewöhnliche Name, wurde 2005 gegründet, um der alten Musik neue Töne zu entlocken - "La Calisto" ist die erste Oper, die die jungen, aus Gent stammenden Musiker spielen.

"Wir haben keinen Platz hier", erläutert Andrea Marchiol die Instrumentalbesetzung. "Zwei Geiger, die spielen auch Bratschen, ein Cello, eine Viola da Gamba, eine Orgel, zwei Cembali, Kontrabass und Dulzian - und eine zweite Orgel."

Nymphe wird zum Sternbild

Mit ganz sparsamen Mitteln erzählt Regisseur Hinrich Horstkotte die Geschichte der Nymphe Calisto, der Göttervater Zeus nachstellt und die letztendlich als Sternbild am Himmel landet. "La Calisto" ist geradezu ideal für ein Projekt wie Barockoper jung, denn die Oper bietet viele fast ebenbürtige Rollen und ein amüsantes und abwechslungsreiches Libretto, das an Shakespeare ebenso erinnert wie an die Commedia dell'arte.

"Es gibt sehr viel Material, an dem man mit Sängern arbeiten kann", erklärt Horstkotte. "Es ist so, dass die Musik aus dieser Zeit noch sehr nah ist am 'Parlar cantando', also am Sprechen. Es kommt weniger auf großes Volumen und große Atemkapazitäten an, sondern es kommt auf sprachliche und spielerische Nuancen an. Das ist etwas, wo ich hoffe, dass die jungen Sänger auch davon profitieren. Deshalb war die Arbeit mit den Sängern auch schön und unheimlich lustig."

Wettbewerb eröffnet neue Wege

Als Calisto steht die aus Sibirien stammende Anna Gorbachyova auf der Bühne. Sie hat den Gesangswettbewerb für Barockoper und den Publikumspreis im letzten Jahr gewonnen und studiert mittlerweile in London. Für Gorbachyova hat der Wettbewerb der Innsbrucker Festwochen neue Wege eröffnet.

Allen Sängerinnen und Sängern steht Bariton Jeffrey Francis zur Seite, der den Giove spielt und zum ersten Mal ins Counterfach wechselt. Er nimmt mit seiner Bühnenerfahrung die jungen Künstler unter seine Fittiche.

Textfassung: Rainer Elstner