Vicco von Bülow, 1923 – 2011
Loriot ist tot
Der deutsche Humorist Loriot, der mit bürgerlichem Namen Vicco von Bülow hieß, ist tot. Er starb am Montag in Ammerland am Starnberger See an Altersschwäche, wie der Diogenes Verlag am Dienstag mitteilte. Er wurde 87 Jahre alt.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 23.08.2011
Bestattung im engsten Familienkreis
Der Künstler, der sowohl mit seinen legendären Fernsehbeiträgen als auch zwei Kinofilmen ("Ödipussi" (1987) und "Pappa ante Portas" (1990)) die Zuschauer begeisterte, wurde 87 Jahre alt. Die Bestattung soll im engsten Familienkreis stattfinden.
Geboren wurde Loriot unter seinem bürgerlichen Namen Vicco von Bülow am 12. November 1923 in Brandenburg an der Havel. Neben seiner Tätigkeit in Film und Fernsehen war Loriot auch für seine satirischen Zeichnungen und Texte bekannt. So erschienen von ihm in fast 60 Jahren 114 verschiedene Bände bei seinem Hausverlag Diogenes, die eine Gesamtauflage von mehreren Millionen Exemplaren erreichten.
Legendäre Sketche
Seine zahlreichen Sketche sind legendär - etwa die Nudel im Gesicht beim verpatzten Rendezvous, der missglückte Auftritt des Lottogewinners Erwin Lindemann oder die Cartoons "Herren im Bad" und "Das Frühstücksei".
Loriot wurde zunächst mit Zeitschriften-Cartoons und Knollennasenmännchen bekannt. Später kamen die Fernseh-Sketche, etwa in der ARD-Serie "Loriot I-VI" (Erstausstrahlung 1976-1979), hinzu. In Sketchen wie über die Familie Hoppenstedt trat Loriot meist selbst als wandlungsfähiger Schauspieler hervor, oft mit seiner bereits 2007 gestorbenen Kollegin Evelyn Hamann.
Beliebt und geschätzt
Manche nannten den aus Brandenburg an der Havel stammenden Offizierssohn, dessen Vorfahren am Hof von Friedrich dem Großen verkehrten, auch den "Karl Valentin des Cartoons und der Fernsehunterhaltung" oder "Deutschlands komischste Figur".
Auf jeden Fall war Loriot, der sich nach dem französischen Wort für das Wappentier seiner Familie benannte (loriot = Pirol), einer der populärsten Deutschen. In Umfragen nach der Beliebtheit kam er regelmäßig auf einen der vordersten Plätze. Im Jahr 2007 landete er bei der ZDF-Sendung "Unsere Besten - Komiker & Co" auf Platz eins.
Service
"Ödipussi", 28. August 2011, 14:25 Uhr, ORF 2
Loriot
Zahlreiche Preise
Loriot war Träger des "Großen Verdienstkreuzes mit Stern des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland", wurde mit zahlreichen Film- und Fernsehpreisen ausgezeichnet. Bereits 1973 bekam er den "Grimme-Preis in Silber", 1984 den "Erich-Kästner-Preis für Literatur" und 2004 den "Jacob-Grimm-Preis für seinen Einsatz um die deutsche Sprache". Zuletzt erhielt Loriot 2007 den "Wilhelm-Busch-Preis" für sein Lebenswerk und 2009 den "Lola-Ehrenpreis" der Deutschen Filmakademie.
Reaktionen auf Loriots Tod
Karikaturist Gerhard Haderer würdigte den verstorbenen Loriot als "eine große Zeichnerfigur". "Er hat mich schon als Kind beeinflusst", erklärte der oberösterreichische Zeichner, der Vicco von Bülow später als "echten Sir" kennengelernt hat. "Ich hab' ihn wirklich sehr geschätzt."
Er habe deutschen Humor in den 1960er und 1970er Jahren auf eine ganz neue Weise definiert und textlich Neuland betreten, so Haderer, der gerne ein Zitat Loriots bringt: "Der Unterschied zwischen Karikaturisten und ernsthaften Künstlern zeigt sich darin, dass sich Karikaturisten nur selten die Zeit nehmen, sich ein Ohr abzuschneiden."
Als "eine der herausragendsten Persönlichkeiten der deutschen Satireszene nach 1945" würdigte die Direktorin des Kremser Karikaturmuseums, Jutta Pichler, den Verstorbenen gegenüber. "Was sein Werk auszeichnet, ist vor allem seine Vielseitigkeit, seine Intelligenz und seine Eigenwilligkeit." Loriot habe "durch sein Schaffen eine ganze Generation von Satirikern sehr stark geprägt".
Michael "Bully" Herbig bezeichnete ihn als den Shakespeare unter den Kabarettisten.
Text: APA, Red.; Audio: ORF