Mindestens 80 Tote
Türkei: Neue Offensive gegen PKK
Die türkische Armee hat bei Angriffen im Nordirak binnen einer Woche nach eigenen Angaben 80 kurdische Rebellen getötet. Die Luftangriffe sind Reaktion auf einen blutigen Anschlag kurdischer Rebellen, die im Südosten der Türkei nahe der Grenze zum Irak einen Armeekonvoi angegriffen und acht Soldaten und einen Dorfschützer getötet hatten.
8. April 2017, 21:58
Abendjournal, 23.08.2011
Neue Offensive
Alles ruhig in der Türkei – sollte man meinen: Die Einen fasten, die Anderen sind am Strand. Die Städte wirken leer. Ein ruhiger Sommer? Man braucht nur die Internetseite des türkischen Generalstabs anzuklicken, um sich vom Gegenteil zu überzeugen.
Untermalt von Marschmusik wird aufgelistet, wie viele PKK-Kämpfer in den letzten Tagen im angrenzenden Nordirak getötet wurden. Etwa hundert Tote und 80 Verletzte. Außerdem seien bei den Angriffen der türkischen Luftwaffe dreiundsiebzig Verstecke und acht Waffendepots zerstört worden, ein Munitionslager und neun Luftabwehrstellungen.
Neue Anschläge
Dabei war noch zu Beginn des Sommers von einer politischen Lösung des Kurdenkonflikts die Rede gewesen. Der Wahlerfolg der gemäßigten Kurdenpartei BDP schien den Weg für Verhandlungen frei zu machen. Sogar der seit 13 Jahren inhaftierte PKK-Chef Abdullah Öcalan sei im Gespräch mit Regierungsvertretern, hieß es.
Doch nach zwei verheerenden Anschlägen der PKK auf türkische Armeekonvois im Südosten scheint davon nichts mehr übrig geblieben zu sein. Erdogan will jetzt den totalen Krieg gegen die kurdische Untergrundarmee, die auch von den USA und der EU als terroristische Organisation eingestuft wird.
Bevölkerung hinter Erdogan
Diesmal werde die türkische Bevölkerung in Echtzeit über die Kampfhandlungen informiert, hat die Regierung angekündigt. Erdogan weiß dass er im Augenblick den Großteil der türkischen Bevölkerung auf seiner Seite hat. Und nimmt damit in Kauf dass der Druck auf die kurdische Bevölkerung, die teilweise zwischen den Fronten steht, unerträglich wird.
Das gilt auch für die gewählten kurdischen Abgeordneten. Sie haben keinen Einfluss auf Strategie und Taktik der PKK, und fühlen sich gleichzeitig von der türkischen Regierung missbraucht. Falls Erdogan wirklich Gespräche mit dem inhaftierten PKK-Chef Öcalan führe, dann sollte der Inhalt dieser Gespräche offen gelegt werden, fordern die kurdischen Politiker. Eine Antwort haben sie bisher nicht bekommen.