"Klarheit schaffen, oder es wird teurer"

Experten drängen auf Hilfspaket

Die Zeit für das zweite Griechenland-Hilfspaket drängt. Denn anstatt Beschlossenes umzusetzen, streitet die Euro-Zone um Details. Sowohl EU-Kommission als auch Experten mahnen eine schnellere Umsetzung ein. Gelingt das nicht, werde ein neues Griechenland-Hilfspaket fällig.

Morgenjournal, 24.08.2011

"Zurück an den Start"

Die Eurokrise ist in den vergangenen Tagen zwar in den Hintergrund gerückt – beigelegt ist sie jedoch keineswegs. Die Forderung Finnlands, Griechenland erst gegen Garantien beim zweiten Hilfspaket zu unterstützen, findet immer mehr Befürworter. Neben Österreich oder der Slowakei kommen mittlerweile selbst aus der deutschen Kanzlerpartei CDU ähnliche Überlegungen. Einen Monat nach dem Euro-Sondergipfel werden die Mängel im Griechenland-Hilfspaket immer deutlicher, weshalb die Wirtschaftsforscher vom Brüsseler Bruegel-Institut raten: "Zurück an den Start".

Offene Fragen

Der Teufel steckt bekanntlich im Detail - bei der Gipfelerklärung der Staats- und Regierungschefs der Eurozone steckt der Teufel in Paragraph 9. Ein kurzer Absatz, der die Möglichkeit einräumt, dass Geberländer für ihr geborgtes Geld von Griechenland eine Garantie verlangen dürfen. Finnland macht davon nun Gebrauch und auch andere Euroländer ziehen das in Erwägung. "Ein Eigentor der Eurozone", urteilt Guntram Wolff, stellvertretender Direktor des renommierten Bruegel-Instituts und Berater des Internationalen Währungsfonds. Eine weitere offene Frage sei, ob der Privatsektor an dem Deal ausreichend beteiligt sei. "Wenn weniger Banken teilnehmen als erhofft, dann kommt es zu einer Finanzierungslücke des ganzen Programms."

Paket "2.1"

Entweder die 17 Euroländer räumen mit einem Kompromiss rasch sämtliche Zweifel an einer Rettung Griechenlands aus oder ein neues, wohl teureres Hilfspaket, "Versionsnummer 2.1" müsse her, sagt Guntram Wolff. Das müsse dann gegenüber "2.0" Feinanpassungen enthalten.

So pessimistisch die Einschätzungen des Ökonomen auch klingen, völlig schwarz sieht Guntram Wolff nicht. Die Eurokrise erweise sich zumindest ansatzweise als heilsamer Schock, wie die Sparprogramme in einigen Euroländern zeigen oder die geplante Schuldenbremse in Frankreich. Und bei den Krisenländern erhalte man mit den Programmen starke Eingriffsmöglichkeiten in die Wirtschaftspolitik.

Langfristig aber müsse die Eurozone sich darauf einstellen, eine "Transfergemeinschaft" zu werden. Ein langfristiges Ziel, denn dafür kommt die Eurozone um mühsame Vertragsänderungen nicht herum.