Mitterer-Stück über Dorothea Neff

Du bleibst bei mir

Der österreichische Dramatiker Felix Mitterer hat die letzten 15 Jahre in Irland gelebt. Vor einigen Monaten ist er nach Österreich zurückgekommen und schon warten unzählige Arbeitsprojekte auf ihn. So wird kommende Woche am Wiener Volkstheater sein jüngstes Stück "Du bleibst bei mir" uraufgeführt, bei dem das Leben der Schauspielerin Dorothea Neff im Zentrum steht.

Kultur aktuell, 02.09.2011

Als Felix Mitterer vom Volkstheater den Auftrag bekam, ein Stück über Dorothea Neff zu schreiben, war er zunächst ratlos. Die Neff kannte er nur aus der Fernseh-Familie Leitner. Doch bei näherer Beschäftigung bot das Leben dieser 1903 in Wien geborenen Schauspielerin dann doch genug dramatischen Stoff: etwa ihre Beziehung zur jüdischen Modeschöpferin Lilli Wolf, die sie während der Zeit des Nationalsozialismus in ihrer Wohnung versteckte, ihre Begegnung mit dem Psychiater Erwin Ringel, ihre Homosexualität und ihre zunehmende Erblindung.

Sie hat sogar noch voll erblindet Theater gespielt, "obwohl es natürlich Momente gab, wo sie verzweifelt ist und nicht mehr leben wollte", so Mitterer.

Die Rolle der Neff übernimmt ihre einstige Schülerin Andrea Eckert, die damit wieder ans Volkstheater zurückkehrt, wo sie als Maria Callas in Terence McNallys "Meisterklasse" Triumphe gefeiert hat. Und auch Mitterer selbst kehrt nach 13 Jahren wieder ans Volkstheater zurück - zuletzt war hier 1998 "In der Löwengrube" zu sehen, ebenfalls die Biografie eines Schauspielers (Leo Reuss) in der Nazizeit.

Er habe sich in seiner Arbeit immer wieder mit dem Nationalsozialismus beschäftigt, sagt Mitterer. "Als ich zu schreiben begann, in den 70er Jahren wollte niemand darüber reden", so nach dem Motto: Vergessen wir das Ganze. "Es wird mich beschäftigen bis ans Ende meines Lebens."

Heimweh nach Österreich

Das Heimweh habe ihn nach 15 Jahren irischer Einsamkeit wieder nach Österreich zurückgebracht, sagt Mitterer. Hinzu kam, dass ihm "irgendwie die Stoffe ausgingen", wie er sagt.

Letzten Sonntag war sein jüngster Tatort zu sehen, in dem Mitterer das Schicksal mazedonischer Schwarzarbeiter in Tirol behandelt hat. Er schätze die Möglichkeit, mittels Fernsehkrimi seine gesellschaftlichen Anliegen zu transportieren, sagt Mitterer, "weil da kann ich, wenn mich etwas wirklich packt, sehr schnell unterbringen. Dafür bin ich sehr dankbar."

Fortsetzung der "Piefke-Saga"

Für das Fernsehen plant Mitterer mit der "Russen-Saga" eine Fortsetzung der erfolgreichen "Piefke-Saga", für die Erler Passionsspiele soll er eine neue Fassung schreiben, und für die Schlossfestspiele Rattenberg hat er ein Stück über Franz von Assisi geschrieben. Die Kirche sei für ihn zum ersten großen theatralen Erlebnis geworden, wenn er auch zur Institution selbst schon bald eine kritische Distanz entwickelt habe.

Den jüngsten Entwicklungen in der katholischen Kirche in Österreich sieht er hoffnungsvoll entgegen: "Ich finde es ganz wunderbar, wenn Priester und hoffentlich dann auch Bischöfe sagen, so geht's jetzt einfach nicht mehr weiter. Man muss das Zölibat, finde ich, aufheben, man muss Frauen zum Priestertum zulassen. Also irgendwann müssen die da oben halt nachgeben."

Textfassung: Ruth Halle

service

Felix Mitterer, "Du bist bei mir", ab 9. September 2011, Volkstheater,
Ö1 Club-Mitglieder bekommen ermäßigten Eintritt (zehn Prozent).

Volkstheater